Kälteschwärzung: Wenn gelbe Tiere frieren, werden sie dunkler bis sehr dunkel

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reh
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Kälteschwärzung: Wenn gelbe Tiere frieren, werden sie dunkler bis sehr dunkel

Beitrag von reh »

Ich lese seit einiger Zeit fleißig alte wissenschaftliche Berichte zum Thema Kaninchengenetik und bin erstaunt, was man da so alles finden kann. Zum Beispiel, dass gelbe Tiere kälteschwärzbar sind.

Der Herr Schultz, der die Kälteschwärzbarkeit der Russen entdeckte/erstmals beschrieb, hat auch weitere Rassen daraufhin untersucht. Aufgrund seiner etwas seltsamen Theorien dazu haben andere Forscher seine Versuche wiederholt und Kälteschwärzbarkeit sowohl bei schildpatt- (thüringer-) als auch bei gelbwildfarbigen gefunden.

Koßwig untersuchte im Januar 1925 mehrere Tiere:
1. gelb-wildfarbig, ohne Silberung, Haare abrasiert. 5 Tage später ist die Haut dort schwarzblau, an neu rasierten Stellen weiß. Nach 10 Tagen finden sich an der rasierte Stelle ca. 2 mm lange, schwarzen Häärchen, an ihrer Basis z. T. etwas gelb. Nach 31 Tagen (Haarlänge etwa die Hälfte normaler Haare) sind die Haare gelb, zur Basis zu weißlich mit schwarzen Spitzen, die ein rußiges Aussehen erzeugen.

2. gelbwildfarbig, ohne Silberung. Haare ausgezupft. 15. Januar Nach 2 Tagen ist die Haut schwärzlich, nach 3 blauschwarz. Nach 7 Tagen fühlt man die nachwachsenden schwarzen Haare. Nach 31 Tage sind die Haare gelb, zur Basis zu weißlich mit schwarzen Spitzen und haben fast normale Länge,

3. gelb-wildfarbig mit starker Silberung. Rasiert am Hinterschenkel. Nach 7 Tagen ist die rasierte Stelle schwärzlich, nach 10 wachsen neue Haare. Spitzen schwärzlich, dazwischen ganz weiße Haare.

Im Winter 25/26 untersuchte er 3 gelb-wildfarbig Tiere mit und ohne Silberung. Auch diese Tiere zeigten in gleichen Weise Kälteschwärzung.

Ähnliche Versuche machte er mit vier blauschildpattfarbigen Häsinnen (AbCd) , mit AbCdG Tieren (verdünnt gelbwild) und mit 4 Japanern.

Danneel (1936) fasst zusammen:
Die erwähnte Kälteschwärzbarkeit, die sich schon unter natürlichen Verhätnissen in Akromelanismus und in der Dunklung der Haarspitzen äuBert, ist eine Eigenschaft aller bb-Tiere, auch des Sandfarbenen, der außer A nur rezessive Faktoren führt (Abcdg). Bei einem Versuchstier (205), das auf dem Rücken gerupft und dann bei Winterkälte im Freien gehalten wurde, wuchsen deutlich dunklere Haare nach. Derselbe Versuch mit einem Thüringer-Kaninchen ergab, daß das kältegeschwärzte Haar im oberen Teil dem des Alaskas glich,
(…). Nach der Basis zu, also mit fortschreitendem KäIteschutz, wurden die Haare immer thüringerähnlicher, bildeten insbesondere auch gelbes diffuses Pigment.
Die der Kälte ausgesetzten Haarteile sehen demnach so aus, als ob hier B an Stelle von b vorhanden wäre. Besonders deutlich ist das beim Ohrhaar des (blau- reh) Schildpattkaninchens (147), das sich vom Ohrhaar des blauen Wieners
kaum unterscheiden läßt: es enthält große, dunkle Körner wie dieses und ist frei von gelbem diffusen Pigment.
Wir haben hier also eine Parallelerscheinung zu der Kälteschwärzung in der A — a-Serie vor uns, wo die Fellfarbe der achi, am und an-Tiere durch Kälte mehr oder weniger derjenigen von A-Tieren angeglichen wird.
Rein zufällig ergab es sich, dass ich einige Tage später ein schwarzschildpattfarbiges Satinangora von seiner Wolle befreite. Die Dame war dabei, auf dem Rücken, von ein paar kürzeren Büscheln neuen Haar abgesehen, so ziemlich ihr gesamtes Fell abzuwerfen. Normalerweise haben meine SaA mehrere "Felle" (Haare unterschiedlichen Alters und Länge) gleichzeitig, so dass die Tiere nach der Wollernte nicht nackt sind, sondern bereits ein neues, kürzeres Fell tragen.)

Diese Häsin wurde nun gleich argwöhnisch beobachtet. Stalltemperatur ca. 15 °C, also nicht gerade Winter. Tage habe ich nicht gezählt, aber Fotos gemacht (das weißliche sind ganz kurze helle Flaumhaare vom alten Fell):
CIMG75081.JPG
CIMG75081.JPG (43.87 KiB) 8024 mal betrachtet
Man sieht deutlich, das die bereits wachsenden Haare (rote Spitzen) dunkel weitergewachsen sind.
Man sieht deutlich, das die bereits wachsenden Haare (rote Spitzen) dunkel weitergewachsen sind.
CIMG75021.JPG (61.71 KiB) 8043 mal betrachtet
mit freundlichen Grüßen
reh

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reh
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Re: Kälteschwärzung: Wenn gelbe Tiere frieren, werden sie dunkler bis sehr dunke

Beitrag von reh »

Auch dieses mir damals nicht recht erklärliche Tier lässt sich anhand eines kälteschwärzbaren Gelb erklären:

mit freundlichen Grüßen
reh

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spicyJanosch

Re: Kälteschwärzung: Wenn gelbe Tiere frieren, werden sie dunkler bis sehr dunkel

Beitrag von spicyJanosch »

Hallo!
Das hat jetzt vielleicht nichts mit dem Thema zu tun, aber ich wollte mal dazu etwas fragen:
Also ich das so las, erinnerte ich mich an eines meiner Tiere, ein schwarzes Kaninchen. Sie bekam im Sommer auf einmal kahle Stellen und an diesen Stellen war die Haut schwarz gefärbt, im Gegensatz zu der sonst hellen Haut. Der Haarausfall kann auch andere Gründe haben, aber es geht mir jetzt mehr um die veränderte Hautfarbe. Wir sind dann zum Tierarzt, weil wir einen Pilz vermuteten, aber der Arzt konnte nichts feststellen. Nach einigen Wochen war das Fell auch wieder komplett da, etwas rostig, aber das kann bekanntlich ja auch an Nährstoffmangel etc. liegen. Soweit ich mich erinnern kann, war auch die schwarze Haut nach einigen Wochen wieder verschwunden. Danach ist dieses Phänomän nie wieder aufgetreten. Kann das auch etwas mit der Kälteschwärzung zu tun haben?
Vielen Dank!
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reh
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Re: Kälteschwärzung: Wenn gelbe Tiere frieren, werden sie dunkler bis sehr dunkel

Beitrag von reh »

Nein, das ist ganz normal. Wenn Fell wächst, wird Farbe gebildet die ins Haar soll. Und davon wird die Haut schwarz. Du siehst es nur nicht, wenn keine Kahlstelle da ist.
mit freundlichen Grüßen
reh

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Danny80
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Re: Kälteschwärzung: Wenn gelbe Tiere frieren, werden sie dunkler bis sehr dunkel

Beitrag von Danny80 »

Hi,
ich bin ganz neu hier und noch absoluter Neuling .Ich habe ein gelbes Widdermädchen im November bekommen und als sie ihr Winterfell bekam hatte sie auf einmal auch schwarze Haarspitzen.Hat das auch mit dieser Kälteschwärze zu tun?
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reh
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Re: Kälteschwärzung: Wenn gelbe Tiere frieren, werden sie dunkler bis sehr dunkel

Beitrag von reh »

vermutlich ja. Man hört auch öfters, das Thüringer mit dem Alter dunkler werden, könnte auch auf Haarspitzen von gelben zutreffen.
mit freundlichen Grüßen
reh

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reh
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Re: Kälteschwärzung: Wenn gelbe Tiere frieren, werden sie dunkler bis sehr dunke

Beitrag von reh »

Kann mir jemand, der das Werfen beobachtet (oder knapp verpasst?) hat berichten, wie bbgg Jungtiere (thüringer) direkt bei/nach der Geburt aussehen?
mit freundlichen Grüßen
reh

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Smokey
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Re: Kälteschwärzung: Wenn gelbe Tiere frieren, werden sie dunkler bis sehr dunke

Beitrag von Smokey »

Hallo,

thüringer - das kann ich dir jetzt nicht sagen.
Aber was vielleicht dazu interessant ist: ich hatte schon einige gelbwildfärbigen die die ersten Tage wie thüringerfärbige aussahen.

Es liegt denke ich außerdem an der Länge der Haare. Ich beobachte das gerade bei einem 2,5 Monate alten gelbwildfärbigen Tier dass sein "Babyfell" verliert. Da wachsen längere Haare nach und diese Spitzen sind schwarz.

lg
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