Weißohr-Kaninchen - unbekanntes Zeichnungs-Gen?

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Re: Weißohr-Kaninchen - unbekanntes Zeichnungs-Gen?

Beitrag von Separator »

Hallo Michael,

diese Weißohrzeichnung kann 100% keine Platten- oder Holländerscheckung sein, da dort die Ohren erst bei äußerst starker Überzeichnung, d.h. großer Anzahl von s1; s2, s3, ..., weiß werden. Und außerdem ist der Erbfaktor rezessiv, auch wenn er schnell in Erscheinung tritt. Verpaart man ein Einfarbiges mit einen Holländer bekommt man aber schon einige Tiere mit weißen Flecken und zwar an Nase und/oder Füßen.
Die letztgezeigten Bilder bestätigen auch meine Vermutung, dass es sich um eine Form der Mantelscheckung handelt, was durch den weißen Bauch auch ersichtlich ist.

Gruß Jens
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reh
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Re: Weißohr-Kaninchen - unbekanntes Zeichnungs-Gen?

Beitrag von reh »

Gibt es Mantelschecken mit einem dunklen Streifen am Bauch?
mit freundlichen Grüßen
reh

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Michael Schlaphof
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Re: Weißohr-Kaninchen - unbekanntes Zeichnungs-Gen?

Beitrag von Michael Schlaphof »

Hallo Jens,

auch die Ohren der Punkt-und Mantelschecken K/k werden eigentlich nie weiß. Eine Ausnahme ist
das Dalmatinerkaninchen.
In 15 Jahren teils intensiver Mantelscheckenzucht sind mir keine Weißohren bekannt geworden.

Von den Vorfahren der Holländerkaninchen heißt es z.B. in dem Buch "Holländer" von Heidrun Eknigk,
dass solche Tiere mit weißen Abzeichen auch " ..Weißdurchsetzungen an den Ohren..."
seit vielen Jahrhunderten bekannt sind.
Und warum sollte der eigentlich genetische Defekt immer nur die bekannten Zeichnungsbilder
hervorbringen?

Warten wir mal die weiteren Zuchtergebnisse der Weißohrzüchter ab.
Bei konsequenter Verpaarung Weißohr x Weißohr sollte es schon bald neue Erkenntnisse geben.
Und vielleicht meldet sich noch Jemand zu Wort, der die Geschichte dieser Tiere im Raum Osnabrück
kennt.
Gruß aus Berlin
Michael
Michael Schlaphof, Berlin
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Re: Weißohr-Kaninchen - unbekanntes Zeichnungs-Gen?

Beitrag von Separator »

Hallo Michael,

bei den Holländer kommt es vor, das vereinzelte weiße Haare an den Ohrrändern auftreten, was auch Perlung genannt wird. Diese hat meist zu Folge, dass bei Weiterzucht dies sich auf die Rumpfzeichnung ausbreitet und dort vereinzelte weiße Haare bis zur Silberung-Ähnlichkeit auftreten läßt.
Nach deinen Ausführung kommt für mich nur noch in Betracht, dass es sich um ein Zusammenspiel beider Faktoren analog dem Hotot handeln müsste.

Gruß aus Sachsen
Jens
Michael Schlaphof
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Re: Weißohr-Kaninchen - unbekanntes Zeichnungs-Gen?

Beitrag von Michael Schlaphof »

Hallo Jens,

das will ich nicht ausschliessen. Allerdings ist das Hotot für mich ein Rätsel.
Leider hat die Wahl zur Rasse des Jahres 2007 daran nichts geändert.

Wenn das Hotot in der Erbformel auch das K/k trägt, dann müssen doch die Züchter auch hier,
um dem Tierschutzgesetz zu folgen, 50% einfarbige Zuchttiere verpaaren. Oder gibt es in der
Hototzucht keine Hellschecken?

Wenn das so ist, dann muss das gescheckte Tier unbedingt eine genetische Punktschecke sein,
ansonsten fehlt den Nachkommen dieses Gen völlig.

Und wenn das so ist, wie kann man dann noch (bei fortlaufender Zucht Schecke X Nichtschecke)
die Plattenscheckung in dieser Extremform erhalten? ( Nichtscheckung=dominant)
Kein Holländerzüchter würde einfarbige Tiere einsetzen-oder doch?
-
Und hier kann man mal eine Mantelschecke sehen, wie mögen wohl die Nachkommen aus der Verpaarung mit einem einfarbigen Tier aussehen?
http://muemmlergarten.chapso.de/rammler-s58092.html
Michael Schlaphof, Berlin
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reh
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Re: Weißohr-Kaninchen - unbekanntes Zeichnungs-Gen?

Beitrag von reh »



bringt mit einem blauen Wiener Weißohren
mit freundlichen Grüßen
reh

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Michael Schlaphof
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Re: Weißohr-Kaninchen - unbekanntes Zeichnungs-Gen?

Beitrag von Michael Schlaphof »

Hallo reh,
wenn die Zeichnung auf "s" beruht, dann können solche Nachkommen entstehen, wenn sie auf
"K" beruht, dann ist es genauso.
Mich beruhigt an diesem Tier und an seinen Nachkommen dass Fehlen klassischer Punktscheckenmerkmale. Und diese können ja nur weitergegeben werden, wenn wenigstens eines der
Elterntiere sie zeigt. Mag ja sein, dass unter den Vorfahren auch Punktschecken waren, dass diese noch notwendig zur Zucht von Weißohren sind, glaube ich immer weniger.
-
Mit meiner Frage zu den Nachkommen von " Robin" aus dem Mümmlergarten wollte ich eigentlich die
Praktiker und Theoretiker darauf hinweisen, welch ungewohnte Zeichnungsbilder zu erwarten sind.
Der Rammler "Robin" ist eindeutig eine Mantelschecke, und wird auch noch als solche bezeichnet.
Seine gescheckten Nachkommen mit einer einfarbigen Häsin dürften noch weniger weiße Abzeichen
haben und wären immer noch als K/k = Punktschecken zu bezeichnen. Aber würde man sie als solche
erkennen, wenn sie z.B. nur noch eine weiße Pfotenspitze hätten?
Wir sind solche Zeichnungsbilder von Punktschecken nicht gewohnt und würden sie mit Sicherheit für die weit verbreiteten Plattenscheckenfaktoren s1,...halten, diese kann man häufig sehen.
Michael Schlaphof, Berlin
Michael Schlaphof
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Re: Weißohr-Kaninchen - unbekanntes Zeichnungs-Gen?

Beitrag von Michael Schlaphof »

Nochmal Hallo,
man muß das Weißohr-Kaninchen anklicken, wenn man seine Nachkommen sehen will. :arrowu: :arrowu:
Michael Schlaphof, Berlin
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Re: Weißohr-Kaninchen - unbekanntes Zeichnungs-Gen?

Beitrag von reh »

Bild
Mutter "broken vienna" (gescheckt leuzistisch), Vater einfarbig
mit freundlichen Grüßen
reh

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Michael Schlaphof
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Re: Weißohr-Kaninchen - unbekanntes Zeichnungs-Gen?

Beitrag von Michael Schlaphof »

Hallo reh,

"broken vienna" würde ich mit "Geschecktem Wiener" übersetzen, das sagt aber nichts über die Art der Scheckung aus, oder?

Gescheckt leuzistisch finde ich überflüssig, weil echte Schecken doch sowieso immer leuzistisch sind?

Gillestugans habe ich gefunden, aber nicht das Bild dort :arrowu:

Kannst Du helfen?
Michael Schlaphof, Berlin
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reh
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Re: Weißohr-Kaninchen - unbekanntes Zeichnungs-Gen?

Beitrag von reh »

Ich habs auch nicht gefunden, sie hat mir den direkt Link geschickt. Auf Nachfrage wegen der Scheckung kam
The mother is both broken (agouti) and viennamarked (marble eyes).
vienna = v (int.) = x (deutsch), also nix Wiener, es ist ein Zwerg.

Wieso sind "echte Schecken" leuzistisch? Blauaugen sind das und hier geht es sozusagen um ein spalterbiges Blauauge.
mit freundlichen Grüßen
reh

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Michael Schlaphof
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Re: Weißohr-Kaninchen - unbekanntes Zeichnungs-Gen?

Beitrag von Michael Schlaphof »

Hallo reh,

dann ist das Weißohr ja auch schon international bekannt.

Das mit den leuzistischen Schecken war ein kapitaler Denkfehler meinerseits
nach dem Motto: Leuzismus ist das Gegenteil von Albinismus = :oops: schnell wieder vergessen! :x:

Aber bei dem Lütten passt dann ja wieder die gezeigte Scheckung zur Blauäugigkeit der Mutter,
das spricht nun wieder allein für s-Scheckung. :angel:
Michael Schlaphof, Berlin
lila

Re: Weißohr-Kaninchen - unbekanntes Zeichnungs-Gen?

Beitrag von lila »

Hallo,

ich hab eine Weißohr-schwarzhäsin und ich würde sagen es handelt sich dabei um eine Mantelscheckung....könnte mir aber auch vorstellen das es etwas mit der Holländerzeichnung zutun hat...da ich auch schon Weißohren mit Blesse gesehen hab.
Mein Mädel ist ein Deutscher Widder x Deutscher Zwergwidder-Mix, die Mutter war schwarz-loh-Holländer mit blauen Augen, Vater weiß ich nicht und die Junge(n) waren 4 thüringer und 4 weißohren...

Hier ein Bild meiner Lotte

Bild

@Eve das zweite Junge(s) ist ja wunderschön*haben will*:D

Liebe Grüße Eva
zwwhotot

Re: Weißohr-Kaninchen - unbekanntes Zeichnungs-Gen?

Beitrag von zwwhotot »

Eine hochinteressante Geschichte!

Ich selbst züchte hototfarbene und kreuze diese hin und wieder auch einmal mit einfarbigen Tieren. Es fallen immer "Dalmatiner" mit schwerpunktmäßiger Punkt- oder Fleckenzeichnung am Hinterkörper und (fast) grundsätzlich gefeckten bis überwiegend weißen Ohren. Das ist ein Hinweis darauf, dass Hotot und Dalmatiner genetisch tatsächlich dasselbe sind, lediglich aber jeweils eine besondere Selektionsvariante der Genkombination sk/sK darstellen. Gefleckte Ohren sind bei Punktschecken kaum möglich, bei Holländern fallen sie in der Regel erst dann, wenn die Tiere nur noch sehr leicht gezeichnet sind. Das interessante an den Fall "Weißohren" ist ihre Mantelzeichnung. Dennoch verraten eigentlich alle Fotos auch den Einflusss der Holländer durch die angedeutete Blesse.
Es ist nach meiner Auffassung ebenfalls eine "Selektionsvariante" wie beschrieben. Die fleckengezeichnete Häsin verrät doch einiges. Auch bei Weißen Hotot findet man neben den standardgerecht gezeichneten Tieren solche mit überwiegend Punkt- oder auch Plattenscheckung. Auch solche, die den jeweilig anderen Partner äußerlich gar nicht sichtbar in Erscheinung treten lassen, also fast sauber gezeichnete Holländer oder auch Schecken.
Übrigens sollte man mit der Rezessivtät der Holländerfaktoren sehr vorsichtig umgehen. Gerade weiße Kaninchen (der Stammvater war ja wohl ein WN) tragen unglaubliche Farbengemixe rezessiv. Da kann es schon einmal vorkommen dass plötzlich Scheckungen aller Coleur bei Verpaarungen mit rassefremden Tieren auftreten. Sehr oft sind es Holländerabzeichen bereits in der ersten Generation bis hin zu weißen Vorderpfoten und kompletten Blessen. Wenn das andere Tier dann ein einfarbiges war, ist es nach der klassischen Lehre nicht möglich, dass Holländerabzeichen auftreten. Niehaus vermutete hierzu übrigens, dass die Holländerzeichnung auch dann vererbt werden kann, wenn nur ein Tier diese in sich verborgen trägt. Das war dann hier wohl der Fall.
Mein Vorschlag dazu wäre: Sich einigen über eine gewünschte Zeichnungsvariante und dann diese durch Selektion festigen. Reinerbig wird die Rasse nie werden, das verhindert schon das Scheckungsgen k/K. Aber sehr schön ist sie und etwas ganz besonderes mit dem Mantel und den weißen Ohren.
Danke für die bislang hochinteressante Diskussion und die tollen Fotos.

Gruß an alle

Henry
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reh
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Re: Weißohr-Kaninchen - unbekanntes Zeichnungs-Gen?

Beitrag von reh »

Das passt gut, dass ihr das Thema wieder ausgegraben habt, es gibt nämlich gerade neue Infos von Anja:

F1 aus Weißohr x reinrassigem Chinrex untereinander verpaart gab 1 chin, 2 fast weiße und 3 Weißohren:


Dabei haben die "fast weißen" dunkle Augen, manche haben einen Augenring und leichte verwaschene Farbreste auf der
Kruppe oder im hinteren Rückenbereich.

F1 aus einem Weißohr (WO x chinrex, s.o.) und einem reinrassigen Japanerrex gab 4 ungescheckte und 2 Weißohren:


Ein Wurf der sehr hellen WO-Häsin mit einem Dalmatinerrex dreifarbig gab 2 fast weiße und 4 Weißohren japanerfarbig.


Es scheint, als ob Tiere, die von WO x Punktschecke stammen und nicht einfarbig oder WO sind, ebenso fast weiß sind, wie reinerbige Weißohrtiere. Diese weißen Tiere könnte man als schwache Hotots verstehen.
Wenn man die fast weißen WO-/Punktschecken wieder mit einfarbigen Tieren verpaart, müßte die F1 wieder in beide Scheckungsarten aufspalten.
Auf das Ergebnis entsprechender Testpaarungen dürfen wir gespannt ;-)

Durch die WO x WO Verpaarung sieht man deutlich, dass kein rezessiver Erbgang wie bei der Gürtelscheckung vorliegt, da sonst die gefallene F2 uniform WO sein müßte. Hier hat aber eine Aufspaltung in einfarbig, WO und fast weiß stattgefunden.
Die WO haben demnach nichts mit den Holländern zu tun, wie gelegentlich vermutet.

Ich kann mir vorstellen, dass es sich genetisch gesehen um eine besondere Variante der Punktscheckung handelt, sozusagen ein neues K-Allel, könnte man vlt. mit Kwo bezeichnen.
mit freundlichen Grüßen
reh

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zwwhotot1

Re: Weißohr-Kaninchen - unbekanntes Zeichnungs-Gen?

Beitrag von zwwhotot1 »

Hallo reh,

du hast die These von der offenbar Nicht-Rezessivität der Plattenscheckung mal einfach so übergangen. :?

Trenne dich einmal von der Rezessivität des Holländerfaktors, versuche die Holländerscheckung, wenn sie schon rezessiv sein soll, wenigstans als polygenes Merkmal aufzufassen mit der Trennung der einzelnenen Holländerfaktoren s1, s2, s3 s4 und s5 (als jeweiliger Genort für sich), dann können diese Aufspaltungen recht gut erklärt werden, allerdings nur dann, wenn jedes Gen für sich dominant wirkt und so durch das Zusammenwirken aller Holländergene eine entsprechende Zeichnung produziert. Die landläufige Definition als Multiples Allel, wo die einzelnen Gene sich im Zusammenwirken miteinander verstärken, als s1...s2...s3 kann für die Holländerzeichnung nicht zutreffen, denn anders sind weiße Krallen bei normalfarbigen Rassen nicht zu erklären, wenn sie plötzlich in jahrelang diesbezüglich sauber geführten Zuchten auftreten.

Die Wirkung der Punktscheckung andererseits ist eindeutig aus den bisher beschriebenen Aufspaltungen zu ersehen.

Schönes Wochenende

Henry
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reh
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Re: Weißohr-Kaninchen - unbekanntes Zeichnungs-Gen?

Beitrag von reh »

Nein, nicht übergangen, ich habe mich nur erstmal drauf konzentriert, Anjas Ergebnisse vorzustellen.

Wie genau die Holländerscheckung funktioniert - keine Ahnung. Hatte auch schon ein Tier mit 2 weißen Fußzehen und blauen Augen (F2 von einem weißen Angora). Jetzt sind sporadisch immer mal welche mit einem weißen Vorderfuß / Bein dabei. In den letzten 6 Würfen waren es 2 (da war meistens der Großvater ein deutscher Angora, zwar schwarz, aber die sind auch immer recht eng verwandt mit den weißen).

Allerdings denke ich, wenn die Gürtelscheckung sehr dominant wäre, hätte es mal jemandem auffallen müssen. Ich habe bisher noch nicht bewusst von Kreuzungen Holländer x solid gehört, die gescheckt waren; aber schon oft von welchen mit Blauaugen. In der englischen Liste nennen sie die "vienna sports" (sport = Spielart). Was ja aber rein wirkungstechnisch doch recht eng bei der Gürtelscheckung liegt. Wohin sie die äfter auftretenden weißen Flecken und Krallen nicht dem Holländerfaktor zuordnen, da wird lieber die potentielle Existenz eines white spotting genes diskutiert :-)

Was gegen Gürtelscheckung spricht ist z.B. die Bauchzeichnung. Oder gibt es Holländer, die nur in der mitte vom Bauch einen farbigen Streifen haben und sonst eher nur einen Kragen?
Und dass Weißohr kombiniert mit Punktscheckung fast weiße Tiere gibt. Wenn die Weißohren ne Art Holländer sind müssten sie doann nicht eher wie Dalmatiner oder sonstige Punktschecken mit weißen Ohren und ohne Schmetterling aussehen?
mit freundlichen Grüßen
reh

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Re: Weißohr-Kaninchen - unbekanntes Zeichnungs-Gen?

Beitrag von zwwhotot1 »

Naja, Nee!

erst einmal hebe ich mich selbst verstrickt. Die seltsame Aufspaltung der Holländerzeichnung im Modell der polygenen Vererbung setzt natürlich die Rezessivität jeden einzelnen Holländerfaktors voraus.
Das erklärt dann auch die relative (optisch so vorkommende) Dominanz der Holländerfaktoren, immer dann wenn ein oder mehrere Holländergene als dominante Merkmale jeweils als Genpaar auftreten oder auch nicht. Vielfach wurde mir bestätigt,und in der sich auch zunehmend etablierenden Bewertung von Hobby- und Spaßkanininchen zeigt sich das immer wieder, dass die Holländerfaktoren in der Regel sofort sichtbar durchschlagen. Wenn man dann dazu noch den WW-Faktor (A...x) dabei hat, dann sowieso, denn stärkere H-Faktoren gibt es nicht.
Ausnahmsweise wurde mir auch berichtet, dass die Plattenscheckung bei der Verpaarung von H x RN erst in der 3. Generation sichtbar wurde. Also denke ich, dass hier eine Polygenität, nicht jedoch ein multiples Allel (z.B. Gelb- oder Scharzverstärker oder auch Marder- und Russenzeichnung in ihre fließenden Übergängen) vorliegt.
Niemals aber ist es ein einfach "mendelndes Gen" wo nach dem schwarz-weiß Muster in digitaler Betrachtung nur entweder das eine oder das andere auftritt.
Bei den Weißohren spielt das Holländer-Gen mit den Punktscheckungsfaktoren, kann also nur dort Farbe zeigen, wo es auf der anderen Seite die Mantelschecke auch erlaubt. Letztere haben meistens eine recht locker gezeichnete Bauchseite mit einem wenn man so will Aalstrich, der sich aber erst bei recht voll gezeichneten Tieren zeigt. Ich selbst hatte schon Mantelschecken, die unterseits ausßerordentlich voll gezeichnet waren. Und diese wird dann halt auch sichtbar. Geht ja auch gar nicht anders.
So, nun zum Weißohr. Mein Frage ist jetzt: Wollt ihr das absolut neue Gen, oder wollt ihr diese sympatische Rasse als solche kreieren?
Akzeptiert doch bitte, dass ihr einen hochinteressanten Fall einer phänotypischen Neukombination aus Platten- und Punktscheckung gefunden habt. In diesem Falle begann die Natur die Entfärbung der PLattenschecke nicht primär im Hals-und Gürtelbereich, sonden an den Ohren. Es ist die Bestätigung dessen, dass Holländerfaktoren polygen wirken und an welchem Körperteil welche Kombination ansetzt, das können wir nicht voraussagen. Wir wissen aber aus über 100 Jahren Holländern, fast 100 Jahre Weißen Hotot und ca. 40 Jahren DSchRexen, dass die Holländerfaktoren dennoch für eine gewisse Konstenz des Zeichnungsbildes sorgen, wenn auch nicht punktgenau.
Und genau das ist der Ansatz für mich, diese Zeichnungskombination mit Mantelscheckung dort, wo es der Holländer erlaubt und den weißen Ohren auch für die Rassekaninchenzucht zu öffnen. Viel Neues können wir, so glaube ich, ohnehin kaum noch erwarten. Aber das ist echt etwas neues.
So, ich werde jetzt euer Streben anch dem vermeindlich neuen Gen ein wenig beobachten. Ich bin aber davon überzeugt, dass es nicht wirklich neu, sondern die beschriebene Kombination ist.

Gut Scheckung und Weiß-Ohr.

Henry
anja/zwergrex

Re: Weißohr-Kaninchen - unbekanntes Zeichnungs-Gen?

Beitrag von anja/zwergrex »

Hallo,
ich bin mitlerweile der absolut festen Überzeugung, dass die WO eine dominante und noch nicht beschriebene Form der Punktscheckungsreihe sind und nichts mit den Plattenschecken zu tun haben.
Da momentan noch einige Jungtiere hier in den Nestern liegen, kann ich jedem Interessierten das Angebot machen, es selber zu probieren und diese WO an einfarbige rassereine Tiere zu verpaaren.

Gruß
Anja
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Re: Weißohr-Kaninchen - unbekanntes Zeichnungs-Gen?

Beitrag von Anja »

Ich habe mal meine Ergebnisse auf meiner website zusammengefasst.
http://www.zwergrex.de/html/weissohren.html
LG
Anja

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zwwhotot1

Re: Weißohr-Kaninchen - unbekanntes Zeichnungs-Gen?

Beitrag von zwwhotot1 »

Ja, das bestätigt meine Auffassung. Bei der Kombination von Holländern mit Punktschecken sind die Holländer nun einmal die "einfarbigen".
Ich beobachte weiter.
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Re: Weißohr-Kaninchen - unbekanntes Zeichnungs-Gen?

Beitrag von reh »

Du schreibst über die Gürtelscheckung
Niemals aber ist es ein einfach "mendelndes Gen" wo nach dem schwarz-weiß Muster in digitaler Betrachtung nur entweder das eine oder das andere auftritt.
Wieso soll es bei den Weißohren anders sein?
Wieso gibt WO x irgendwas regelmäßig WO?
Wo bleiben die WO ohne Mantelscheckung und wie sehen sie aus?
Zumal die Scheckungsart (Mantel-, Punkt, ...) bei der Paarung mit Nichtschecken äußerst variable sein kann.
Wenn die Weißohren ne Art Holländer sind müssten sie dann nicht eher wie Dalmatiner oder sonstige Punktschecken mit weißen Ohren und ohne Schmetterling aussehen?
mit freundlichen Grüßen
reh

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Re: Weißohr-Kaninchen - unbekanntes Zeichnungs-Gen?

Beitrag von zwwhotot1 »

zu 1: Weil Holländer mal irgendetwas regelmäßig Holländer ergibt (Zeichnungsqualität soll jetzt keine Rolle spielen).
zu 2: Wie Holländer mit WO oder gefleckt mit WO (WO natürlich immer mehr oder weniger). Erstere sind die "einfarbigen" und "Typschecken", letztere die "Chaplins", die auf dieser Seite ja mehrfach abgebildet wurden. Die Zeichnung der Holländer ist, geschuldet den Ausgangstieren, natürlich von der Mantelscheckung beeinflusst. Die "Zeichnungsfarbe" ist mantelgescheckt und tritt nur dort auf, wo es die Holländerfaktoren zulassen. Farbe wird in den Zeichnungsbereichen nur dort ausgebildet, wo es die Mantelscheckung K/k zulässt. Umgekehrt treten gefärbte Ohren nur dort auf, wo es die Holländerfaktoren zulassen. Und da haben wir bei den WO offenbar eine Kombination von H-Faktoren vorliegen, die dies eben nicht gestattet.
zu 3. Nein. Dalmatiner sind die Kombination "klassischer Punktschecken" mit H. Diese haben immer ein irgendwie fleckiges Zeichnungsbild. Aber (fast) nie ohne Schmetterling. Dieser ist infolge der Wirkung der H-Faktoren (fast) immer schön zerrisssen. Allerding ist die Grundlage dieser Zeichnung eine mehr oder weniger "klassische" Punktscheckung. Nie die verdichtete Form der Mantelzeichung, denn dort handelt es sich um eine selektiv herbeigeführte erblich sehr stabile Zeichnungsform, die mit normalen Punktschecken in ihrem Erscheinungsbild nicht gleichgesetzt werden darf. Bei meinen Verpaarungen ZzW hotot mal irgend eine Farbe ergab das immer 100% dalmatiner gezeichnete Tiere (natürlich ohne standardseitigem Anspruch). Das deutet auf zwei Fakten hin: erstens sind die hototfarbigen mit den H-Faktoren ausgestattet, aber reinerbige Chaplins (K/K), zweitens ist die verdeckte Punktscheckung der einfarbigen Tiere (k/k) genetisch diffus, eher zum Erscheinungsbild der Punktzeichnung (oder der landläufig bekannten Sattelzeichnung) hin ausgerichtet. Eine Mantelscheckung wird man hier nicht finden.
Die WO stammen aber aus Stämmen der Mantelscheckung. Also ist ihre Zeichnungsfarbe innerhalb der von den H-Faktoren zugelassenen Bereichen die einer Mantelschecke.
Zur Klärung der genetischen Zusammenhänge wäre es erforderlich, WO mit H zu kreuzen um zu erfahren:
1. Treten in der F1 Mischfarben zwischen WO und H auf?
2. Gibt es ein relativ festes Aufspaltungsverhältnis zwischen H, WO und gefleckten Tieren?
3. Gibt es WO mit eindeutig abgezeichgneter Blesse? (nach den bislang vorliegenden Fotos ist das wohl so)
4. Gibt es neben der Mantelzeichnung ansonsten klar abgegrenzte Bereiche, die auf zusätzliche Wirkung der H-Faktoren hinweisen (optische Abgrenzung der Punktscheckung von der Gürtelscheckung)?
Es gibt sicherlich noch weitere Fragen. Ob damit aber endgültig geklärt werden kann, ob es sich bei den WO um H-Faktoren handelt, oder nicht, kann derzeit wohl nicht behandelt werden.
Auch die Verpaarung mit WW oder anderen weißen BA wäre hilfreich, um die genetischen Zusammenhänge zu klären.
Nach den bislang vorliegenden Berichten und Fotos kann ich aber zu keinem anderen Schluss kommen, alsdass die WO-Zeichnung, zumal sie deutliche Ansätze der H-Zeichnung (Blesse) beinhaltet, nicht tatsächlich lediglich eine besondere Kombination der H-Faktoren darstellt, genauso wie die EScH oder die MSch besondere Kominationen der K-Faktoren darstellen.

Henry

Ich hätte da noch ein paar Fotos von ZzW dalmatinerfarbig. Wie werde ich die los?
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Re: Weißohr-Kaninchen - unbekanntes Zeichnungs-Gen?

Beitrag von reh »

Fotos kannst du je nachdem, wofür sie gedacht sind, in einen Beitrag einfügen oder auf http://www.Kaninchenfarben.de eine Farbe eintragen. (Link Eintrag hinzufügen)
mit freundlichen Grüßen
reh

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Re: Weißohr-Kaninchen - unbekanntes Zeichnungs-Gen?

Beitrag von Gast »

Hi!
Ich habe auch einen "Holländer" mit weißen Ohren und wohne an der Nordsee, also wird es diese Tiere bundesweit wohl geben !?!
der Rammler hat bei mir schon mehrer Würfe mit einfarbigen Häsinnen und IMMER kam 50% WO und 50% einfarbig herraus!
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