Zwischenfarbe bei lohfärbigen Kaninchen

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NiceDay
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Zwischenfarbe bei lohfärbigen Kaninchen

Beitrag von NiceDay »

Hallo!

Da es mir an Anschauungsmaterial mangelt - ich züchte weder lohfarbige Tiere noch beabsichtige ich auf Ausstellungen Tiere aus den Käfigen zu nehmen - richte ich an die Züchter lohfärbiger Rassen (Loh, Zwergwidder, Farbenzwerge) folgende Bitte:

Könntet ihr anhand eurer Tiere feststellen, ob diese (a) eine Zwischenfarbe aufweisen und (b) ob diese im Zusammenhang mit einer mehr oder weniger breiten Brustlohe steht?

Von den Vorder- bis zu den Hinterläufen zieht sich bei lohfärbigen Tieren seitlich ein kräftiger "Loh"streifen, der die Bauchfarbe von der Deckfarbe trennt. In diesem Bereich müsstet ihr auch eine Zwischenfarbe finden. Mich würde interessieren, ob diese bei einem Tier mit schwacher Brustlohe schmäler ist, als bei einem Tier mit starker Brustlohe.

Danke!
NiceDay
Karl Schwab
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Beitrag von Karl Schwab »

Hallo NiceDay,

eine Zwischenfarbe bei Lohkaninchen ist mir nicht bekannt. Allerdings haben alle Lohs eine blaue Unterfarbe.

Standard 86
Hier wird nichts von Unterfarbe erwähnt.

Standard 97
Unterfarbe blau

Standard 2004
Unterfarbe blau
bei Fehfarbigen lichtblau
Die Unterfarbe ist an den Flanken (am Übergang Deckfarbe zur Bauchlohe) im Normalfall am intensivsten. Entlang des Rückgrates ist die Unterfarbe sehr stark abhängig von der Unterwolle, eigentlich logisch. Bei sehr guter Unterwolle ist die Unterfarbe auf dem Rücken identisch mit der an den Flanken.

Ob ein Zusammenhang zwischen der Intensität der Brustlohe und der Unterfarbe besteht, kann und mag ich nicht beurteilen. Bei meinen Linien ist die Lohe insgesamt sehr stark ausgeprägt, sowohl in der Farbintensität als auch der Breite der Farbe.

In der Zeit zwischen 90 und 97 hatte mal ein Preisrichter einen Kommentar wegen der Unterfarbe auf die Bewertungskarte geschrieben. Ein anderer Preisrichter meinte: Blödsinn, Loh haben keine Unterfarbe. Beide waren Züchter von Braun- und Schwarzloh.

Mir stellt sich in diesem Zusammenhang noch die Frage, ob bei g0 überhaupt eine Zwischenfarbe gebildet werden kann. Weißgrannen haben auch keine.

Viele Güsse
Karl
NiceDay
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Beitrag von NiceDay »

Guten Tag!

Jetzt muss ich ein bißchen weiter ausholen! Das Thema "Zwischenfarbe bei Lohkaninchen" wurde in einer Zuchtwarteschulung in unserem Landesverband angesprochen. Anschauungsobjekt war ein Lohkaninchen blau unserer Landesverbandszuchtwartes. Das Tier zeigte im Übergang von der blauen Deckfarbe des Rumpfes zur Bauchlohe eine angedeutete Zwischenfarbe. Das war bis jetzt das einzige Tier, bei dem ich das gesehen habe. Es war aber auch das einzige, dass ich mir näher angesehen habe. Ich werde wohl doch bei der nächsten Ausstellung einige Lohkaninchen aus den Käfigen nehmen müssen. Das geschieht natürlich nur im Einvernehmen mit dem Züchter.

Mein Ziel ist eigentlich herauszufinden, ob Lohkaninchen den Breitbandfaktor tragen oder nicht. go wird von den meisten als "Lohfaktor" bezeichnet, besser wäre es den von Hochstrasser geprägten Begriff "Abzeichenbewahrungsfaktor" zu wählen, da der "Lohfaktor" auch bei Weißgrannenkaninchen vorkommt. Loh- und Weißgrannenkaninchen unterscheiden sich jedoch in Bezug auf die Bauchunterfarbe. Sowohl beim Schwarzloh, als auch beim Blau- und Braunloh ist diese lohfarbig. Beim Weißgrannenkaninchen ist die Unterfarbe bei allen Farbenschlägen am ganzen Körper, einschließlich der Bauchunterfarbe, jedoch rein dunkelblau.

Wenn der Faktor go zu einer einfärbigen Decke führt, die Wildfarbigkeitsabzeichen (Einfassung der Nasenlöcher, der Kinnbacken, der Augen, der Ohren, die Färbung des Keils, Bauchdeckfarbe, Innenseite der Läufe, Unterseite der Blume etc.) jedoch erhalten bleiben, dann müsste z.B. beim Schwarzloh die Bauchunterfarbe blau und nicht lohfarbig sein. Das ist sie aber nicht. Auf das Weißgrannenkaninchen trifft das aber zu. Das bedeutet, dass der Faktor go zumindest beim Lohkaninchen die Farbe nicht eindeutig beschreibt.

Bei der Beurteilung der Lohkaninchen wird unter anderem auch die Brustlohe berücksichtigt. Die "Zeichnung" der Brust soll voll, breit, gut lohfarbig, leuchtend etc. sein, beginnt bereits am Unterkiefer, reicht durch die Vorderläufe und endet an der Blumenspitze (Bauchlohe). Eine schwarze Brust ist daher ein schwerer Fehler.
Beim Weißgrannenkaninchen ist es umgekehrt. Die Deckfarbe am Oberkörper, einschließlich Kopf, Ohren, Brust und Läufe ist tiefglänzend schwarz, blau oder dunkelbraun. Eine stark durchsetzte Brustfarbe ist ein leichter Fehler, eine gänzlich weiße Brust, die der Brustlohe der Lohkaninchen entspräche ist ein schwerer Fehler.

Also, die Lohkaninchen haben ein lohfarbige Bauchunterfarbe und eine lohfärbige Brust; die Weißgrannenkaninchen haben eine blaue Bauchunterfarbe und eine einfärbige Brust. Ich kenne nur einen Faktor, der das verursachen könnte - den Breitbandfaktor. Eine lohfarbige Bauchunterfarbe haben übrigens auch die Deilenaar. Diese werden zumindest in Österreich mit dem Breitbandfaktor gezüchtet.

Was hat das nun mit der Zwischenfarbe der Lohkaninchen zu tun? Wenn die Lohkaninchen den Breitbandfaktor tragen, dann müsste die Zwischenfarbe - falls man sie findet - ungefähr ein Drittel der Haarlänge betragen. Bei Tieren mit einer schwachen Brustlohe dürfte sie schmäler sein. Das müsste auch beim Weißgrannen der Fall sein. Die werde ich mir ebenfalls ansehen.

Solltet ihr die von mir verwendeten Formulierungen im Standard 2004 nachschlagen wollen, könnte es sein, dass ihr sie nicht findet. Ich bin nun 'mal Österreicher und beziehe meine Informationen aus dem unseren. Euren soll ich Ende der Woche bekommen, da kann ich dann ja vergleichen.

Mit freundlichen Grüßen

NiceDay
Karl Schwab
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Beitrag von Karl Schwab »

Hallo NiceDay.

Zwischenfarbe bringe ich mit einer weiteren Farbe in Zusammenhang. Oder ist das nicht bei allen Rassen so?

Welche Zwischenfarbe zeigte denn der Blauloh und wie breit war diese Zone?

Viele Grüße

Karl

PS
Kreuze mal Sachsengold mit Braunloh, dann weißt Du, warum Deilenaar eine lohfarbene Bauchunterseite haben.
Karl Schwab
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Beitrag von Karl Schwab »

Hallo NiceDay,

nachdem im Moment wegen den Ausstellungen sowieso immer einige Tiere während der Fütterungszeit auf dem Tisch plaziert werden, habe ich mich mal auf die Suche gemacht.

Es ist erstaunlich, was man alles sieht, wenn man weiß, wonach man suchen muß:
Alle Tiere hatten so etwas wie eine Zwischenfarbe knapp oberhalb der Trennungslinie zur Bauchlohe. Entweder rostrot oder ein etwas blasserer Loh (kann mich nicht zu einer eindeutigen Aussage durchringen). Nie jedoch am Rücken, bis auf eine Ausnahme, bei der ich mir aber nicht ganz sicher war, ist's nun eine oder nicht.
Allerdings liegt diese Zwischenfarbe (3 - 4 mm) sehr hoch, ganz knapp unterhalb der Deckhaarspitzen (besser vielleicht an der Grenzlinie zwischen Unterwolle und Deckhaar. Oder andersausgedrückt in der Kränzchenhaarzone. Die kenne ich erst seit gestern (siehe Deutscher Standard 2004, Seite 34, mittlere Bildreihe. Was diese Kränzchenhaarzone sein soll, erschließt sich mir nicht, da ich mich noch nie für (wild)graue Farben interessierte und sie komischerweise bei der ansonsten guten Erläuterung der grauen Farbenschläge auf den Seiten 35 - 40 auch nie vorkommt.

Ich hoffe, diese Funde bringen Dich weiter.

Viele Grüße

Karl
NiceDay
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Beitrag von NiceDay »

Hallo Karl!

Herzlichen Dank, damit ist mir sehr geholfen!

Ich möchte jetzt, da die ZDK-Standardkommission im letzen Kleintier-Züchter(21/2004, Seite 52) "informiert" hat, noch einmal kurz die Deilenaar ansprechen. Arno Dietrich hat klargestellt, dass bei den Deilenaar Tiere mit durchgehend blauer Bauchunterfarbe und Tiere, bei denen die blaue Bauchunterfarbe nur im Brust- und Schoßbereich vorhanden ist, gleichrangig zu bewerten sind, sofern die weiteren Anforderungen hinsichtlich Farbreinheit und -intensität in gleicher Weise erfüllt sind. Durchgehend blaue Bauchunterfarbe ist also weder ein leichter, noch ein schwerer Fehler.
Es wird den Züchtern jedoch nahe gelegt, die Deilenaar mittelfristig auch in Deutschland in Übereinstimmung mit dem Europastandard - blaue Bauchunterfarbe = nb - zu züchten.

Der Ursprung des Deilenaar liegt in den Niederlanden. Zumindest ist das im "Standaard van de in Nederland erkende Konijnenrassen, Cavia's en kleinere Knaagdieren" nachzulesen. Meiner ist aus dem Jahre 1984. Die Erbformel des Deilenaar wurde bereits damals - vor 20 Jahren!! - mit ABCDGwy... angegeben (schwarzwildfärbig mit Breitbandfaktor w und Gelb- bwz. Rotverstärkern y... in nicht definierter Anzahl). Die Bauchunterfarbe ist weiß, eine blaue Unterfarbe ist nur am Nabel und im Bereich der Schoßflecken festzustellen. Aus der Farbformel ist klar ersichtlich, dass die fehlende Bauchunterfarbe nicht etwa durch den Lohfaktor go, sondern durch "w" verursacht wird.

Beim Sachsengold ist es etwas komplizierter. Den gibt es in den Niederlanden nicht. Die dementsprechende Rasse wird als "Thrianta" bezeichnet, nur ist die "orange" (C zu c), trägt den Lohfaktor und Gelb- bzw. Rotverstärker in nicht definierter Anzahl (AbcDgoy..). Laut Nachtsheim und anderen ist das beim Sachsengold nicht der Fall (AbCDGy...). Nicht bestritten wird jedoch die Möglichkeit, dass man Sachsengold bzw. Rote Neuseeländer auch mit dem Lohfaktor züchten kann.

Die Paarung Sachsengold x Braunloh kann ich aus Platzmangel nicht vornehmen, aber die erste Tochtergeneration müsste "wildfärbig" sein. Wenn der Sachsengold den Lohfaktor trägt, könnten Schwarz-Loh dabei sein.

Der Begriff "Kränzchenfarbzone" wurde von Edwin Contes 2001 in einer Tischvorlage für die ZDK-Standardkommission verwendet. Contes' Erkenntnisse wurden 2003 - ich glaube im Kaninchen 4/2003 - veröffentlicht. Contes hat die verschiedenen Farbzonen bei schwarzwildfärbigen Tieren - insgesamt sind es fünf - mit "Spitzenfarbzone", "Wildfarbzone", "Kränzchenfarbzone", "Zwischenfarbzone" und "Unterfarbzone" bezeichnet und die Haararten zugeordnet. Die Spitzenfarbzone wird vor allem durch das Deckhaar und das Grannenhaar gebildet, die Wildfarbzone von Deck- und Grannenhaar, wobei das Grannenhaar ziemlich verdeckt ist, die Kränzchenfarbzone setzt sich aus Deckhaar, Grannenhaar und Unterhaar zusammen, die Zwischenfarbzone besteht vor allem aus dem Unterhaar, wobei das Deck- und Grannenhaar verdeckt sind und die Unterfarbzone wird vom Deckhaar, Grannenhaar und Unterhaar gebildet. Eine dementsprechende Abbildung findet man auch in W. Hornungs "Zwergwidder", Schriftenreihe für Kaninchenzucht, Öertel + Spörer, 2003, auf Seite 48.

Contes Darstellungen lassen sich relativ leicht überprüfen. Bei meinen grau-weißen Zwergwiddern war es absolut kein Problem. Ich war begeistert, ich konnte das erste Mal, das was ich schon seit Jahren sehe mit einem Namen bezeichnen.

Mit freundlichen Grüßen
NiceDay
Hasen70

Beitrag von Hasen70 »

Nicht bestritten wird jedoch die Möglichkeit, dass man Sachsengold bzw. Rote Neuseeländer auch mit dem Lohfaktor züchten kann
.

Hallo,

anbei eine kleine Bemerkung. Sachsengold sowie RN sind nicht mit dem Abzeichenbewahrungsfaktor g0 zu züchten. Denn dieser Genotyp hätte Phänotypisch "obenrum das Aussehen eines Thüringers und "untenrum" das Aussehen eines Lohkaninchens. Ich habe mal im Anhang ein Bild eingefügt (aus "Rote Lohkaninchen" DKZ 13/32 2000). Es ist im Prinzip auch nicht zu verkennen, nur muß man sich mal ein wenig von der Bezeichnung "Einfarbigkeitsfaktor g" trennen. Denn dieser Faktor bringt ja nicht nur Einfarbigkeit, wie ja das Thüringerkaninchen beweist. Vielmehr stellt er die quantitative Extension der Eumelanine dar. Was den g0-Faktor betrifft "trennt" dieser ja fein säuberlich G und g. Das heist "obenrum" wie einfarbig und "untenrum" wildfarbig. Deshalb auch der vortreffliche Begriff Abzeichenbewahrungsfaktor. Der b-Faktor ist im Prinzip der Gegenspieler zu g, da dieser genau das Gegenteil bewirkt. Und eben darum bei Roten Lohkaninchen die Thüringerabzeichen. Es ist im Prinzip nur wichtig zu wissen wie die Wirkungsweise der einzelnen Gene ist. Dann kann man zumindestens in etwa Voraussagen wie die Kombination aussehen wird. Und in diesem Beispiel hat es Zfr. Schmitt am praktischen Beispiel bestätigt. Freilich ist es möglich Eumelaninreduktionfaktoren in den Genotyp einzubauen, es bleiben aber mit großer Wahrscheinlichkeit noch dunkle Spitzenfärbungen übrig. Parallel dazu gäbe es eine Aufhellung der Krallen und Augenfarbe was zu guterletzt womöglich zum nb führen könnte.

MfG

Hasen70
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Beitrag von reh »

Da hast du natürlich recht, das ist eine logische Schlußfolgerung und auch auf dem Bild schön zu sehen.

Ich glaube nicht, dass man die "Russenabzeichen" des Thüringers ganz weggezüchtet bekommt.

(Ich finde, man kann die dunklen Stellen der "einfarbig" roten wesentlich eher mit den dunklen Stellen eines Russen vergleichen als mit den Wildfarbigkeitsabzeichen, wie es H. Majaura in Kaninchen 1/05 tut)
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mit freundlichen Grüßen
reh

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NiceDay
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Beitrag von NiceDay »

Tag!

Ich kenne H. Schmitts oben erwähnten Artikel. Es gibt einen weiteren von G. Hochstrasser, erschienen in einem der "Blauen Jahrbücher", der sich ebenfalls mit diesem Thema befasst. Ich werde mir beide heute abend nochmals zu Gemüte führen.

Ob sich Rote Neuseeländer und Sachsengold auch mit dem Faktor go züchten lassen, kann nur ein entsprechender Versuch zeigen. Fraglich ist, inwiefern sich letztlich der rußartige Schleier der Thüringer verdrängen lässt. Ich halte es für möglich, da diesen Teile meiner Zwergwidder thüringerfärbig niederländischer Abstammung, die ich Anfang der 90er Jahre des letzten Jhdts. züchtete, kaum zeigten. Der rußartige Schleier am Rücken, aber auch die "Abzeichen" der Thüringer lassen sich durch die Kombination von b und g mit c ("orange")weitgehendst verdrängen. Diesbezügliche Berichte gab es im DKZ von Schmitt, Franke und einem oberbayrischen Thüringerzüchter, dessen Name mir im Moment nicht einfällt. Der Titel lautete "Fehlfarben beim Thüringer". Als weiteres Beispiel ist das von mir weiter oben erwähnte "Thrianta" zu erwähnen. Dabei handelt es sich um ein oranges Kaninchen, dass dem Sachsengold sehr ähnlich sieht und den Lohfaktor bzw. Gelb- und Rotverstärker in nicht definierter Anzahl trägt (AbcDgoy....).

Bezüglich des Faktors g und seiner Bezeichnung als "Einfarbigkeitsfaktor" wage ich anzumerken, dass dieser seinen Namen zu Recht trägt. Wenn der rußartige Schleier und die Abzeichen der Thüringer durch den Faktor g verursacht würden, dann müsste zumindest das Marburger Feh-Kaninchen den gleichen Schleier, aber auch die Abzeichen der Thüringer tragen. Das tut es definitiv nicht, das Separatorkaninchen als einfärbiger Gegenspieler sehr wohl. Schleier und Abzeichen hängen meines Erachtens nicht mit dem Faktor g, sondern mit dem Faktor b zusammen. Die Mutation von B zu b führt nicht zu einem totalen, sondern nur zu einem partiellen Verlust von Eumelanin. Das sieht man am besten beim "Sallander", einem chinchillafarbigen Thüringer (achibCDg). Erstaunlicherweise wird Eumelanin vornehmlich am "Rand" (Kopf, Ohren, Bauch, Blume) eingelagert. Das erinnert mich wieder an Marder- und Russenkaninchen und dem Vergleich Hochstrassers, der die Abzeichen der Thüringer als "Akromelanismus" ("Spitzen"färbung) bezeichnete. Daher müssten wir uns etwas näher über die Tyrosinase, dem Schlüsselenzym der Pigmentsynthese und die Möglichkeiten, wie die Melanozyte als pigmentbildende Zelle mit der "Umwelt" in Kontakt treten kann, unterhalten. Hier wäre auch etwas detaillierter auf die Rolle von G bzw. g einzugehen. Davon jedoch ein anderes Mal.

MfG

NiceDay
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reh
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Beitrag von reh »

Ich sehe kein Problem darin,den Anflug wegzubekommen, aber was machst du mit der dunklen Nase und den Ohren? Sollte man die wirklich ganz weg bekommen? Und sind die dann rot oder nur blass?
mit freundlichen Grüßen
reh

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NiceDay
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Beitrag von NiceDay »

Hallo!

Ich betrachte gerade das Foto von diesem "Thrianta" an. Es ist leider nur schwarz-weiß ("Standaard van de in Nederland erkende Konijnenrassen, Cavia's en kleinere Knaagedieren", Nederlandse Konijnenfokkers Bond, 1984). Ich kann keinen Unterschied zum Sachsengold erkennen, kein Ruß, keine Abzeichen. Die Farbformel wird jedoch im Gegensatz zum Sachsengold mit AbcDgo yy.. (oranje tan = oranges Loh) angegeben. Die Deckfarbe wird als "warm oranje-rood" (warmes orange-rot?!) beschrieben. Die Krallen sind dunkel-hornfarbig ("De nagels zijn donker-hoornkleurig."), die Augenfarbe ist dunkelbraun ("De oogkleur is donkerbruin."). Viel weiter reichen meine Sprachkenntnisse nicht, ich kann jedoch noch entziffern, dass die warm orange-rote Deckfarbe möglichst bis zu den Haarwurzeln reichen soll.

Ich denke wir unterliegen bei der Betrachtung unserer Rassen einem Trugschluß. Wir sehen den derzeitigen Zuchtstand, wie die Rassen vor 20, 30 oder mehr Jahren ausgesehen haben, ist meistens nicht bekannt. Die ersten Lohkaninchen z.B. sollen cremefarbig und nicht lohfarbig gewesen sein. Erst durch die Einkreuzung von Hasen-Kaninchen wurde die Farbe der Lohe verstärkt. Beim Betrachten Schweizer Lohkaninchen - sind graziler als unsere und zeigen einen hervorragenden Stand - habe ich immer den Eindruck, ich könnte das Erbe der Hasenkaninchen erkennen. Wer weiß? ;-)
Möglicherweise war auch unter den Vorfahren des Thrianta ein Tier, dass dem oben abgebildeten ähnlich sah.

Bei Verdrängung fällt mir immer das Schwarzgrannen-Kaninchen und das daraus resultierende "Celler Weiße" ein. Vielleicht lässt sich auch aus dem Sallander ein weißes Kaninchen mit braunen Augen züchten. Wenn das möglich ist, dann kann ich aus einem Thüringer auch ein rotes ziehen! Was man dazu braucht? Reichlich Platz, Zeit und womöglich große Geduld!

MfG

NiceDay
hasen 70

Beitrag von hasen 70 »

Hallo,

ich gebe reh vollkommen Recht. Als Beispiel: ich versuche seit ein paar Jahren einen Stamm Siamesen (gelb) aufzubauen der fast keine oder garkeine Abzeichen besitzt. Es ist mir trotz aller Auslese noch nicht gelungen. Es bleiben immer schwache Abzeichen ähnlich den Russen (nur mit melierter Deckfarbe) übrig. Werden nun diese hellen Tiere miteinander verpaart, so kommen auch nur wieder solche hellen heraus. Nun ist aber beim Siamesen eine geringere Tyrosinaseaktivität vorhanden, was der Melaninreduzierung zweifelsohne entgegenkommt. Was muß man dann veranstalten um die Abzeichen bei sepia-braun (AbcDg) weg zu bekommen? Da beim Lohfaktor die Tiere "obenrum" identisch mit einfarbigen Vertretern sind haben solche Genotypen auch Phänotypisch ihre Abzeichen. Ich habe mal im Anhang ein Tier (AbcDg) angeheftet. Das ist eine sepia-braune Rexschecke und ihr homozygoter Partner. Obwohl der "einfarbige" Vertreter sehr hell ist zeigt er immer noch deutlich Thüringerabzeichen.

Ich habe mal den Europastandard aufgeschlagen und mir mal einen Thrianta angesehen. Wenn dieser einen Lohfaktor besitzen sollte dann wird`s wohl nacht`s hell. Darüberhinaus habe ich mir per Internet verschiedene Fotos von Thrianta angesehen. Die Färbungen würde ich von Luxfarbend bis Neuseeländerrot bezeichnen. Leider war ich auf noch keiner ausländischen Kaninchenausstellung und möchte mir bezüglich der Thrianta kein Urteil erlauben. Aber ein Preisrichterkollege von mir war vor ein paar Jahren in den Niederlanden zur einer internationalen Zwergenvergleichsschau. Er hat dort, allerdings nach dem Europastandard, mitbewertet. Er bemängelte damals die große Streuung der Farben.

Die Farbformel im niederländischen Standard muß keinesfalls richtig sein, ich bezweifel diese sogar an. Sicherheit hätte man nur wenn man an einen Thrianta ein Lohkaninchen anpaart.
Was den Ausdruck "Einfarbigkeitsfaktor" betrifft so finde ich diesen trotz alledem nicht so glücklich gewählt. Denn Rote Neuseeländer sind ja bekanntermaßen auch einfarbig, obwohl diese die Farbformel AbCDG tragen. Äußerungen verschiedener Autoren die RN würden den g-Faktor tragen sind schlichtweg erfunden. Ich habe bereits Anfang der 90iger Jahre diesbezüglich ausgedehnte Probepaarungen durchgeführt, es erschien aber niemals in der F1 ein einfarbiges Tier. Es waren ausschließlich wildfarbende Vertreter.

Achso, eine Anmerkung noch zu den Thrianta im Europastandard. Als schwerer Fehler gilt, weiße Streifen auf den Vorderläufen. Das sind ja so denke ich Binden. Diese können aber nur bei wildfarbigen Tieren auftreten. Auch ist der dunkle Anflug an den Ohrenrändern ein leichter Fehler (parallelen zum Sachsengold). Sollte der Thrianta wirklich den g0-Faktor tragen so müssten die Fehler doch sicherlich anders lauten (z.B. angedeutete Maske, dunkler Anflug an den Seiten usw.)

MfG

Hasen 70
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reh
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Beitrag von reh »

Ich vermute mal mit sepia braun meinst du eher havanna/rot "thüringer". Bei den Amis ist sepia braun wohl ein reinerbiger Marder.

BildZum Thema weiße Binden habe ich ein schönes Exemplar, allerdings ist er rotwildfarbig. Wäre die Frage, ob bei einem Rotloh, wenn man das dunkle verdrängt, dann die Füße unter die selbe Kategorie fallen könnten und daher Streifen haben.


Wir weichen ein wenig vom Thema ab, aber wenn du Siamesen hast, kannst du bitte mal raten, was das sein könnte:

24 Tage alt, vorwiegend weiß, auf einem breiter Streifen am Rücken, auf dem Kopf, an den
Hinterbeine, Schoßflecken ist er kaffeesahnefarbig, Unterfarbe weiß.
Das sind so ungefähr die Stellen, wo die roten, die zu wenig Farbe haben, noch rot sind
Ohren + Vorderfüße beige - Kaffesahne, Nase etw. dunkler.

Ist das nun ein gelber Marder oder ein weißer chin mit braunem Nestanflug und g?
(Bei den Chins haben fast alle diese braune Tönung im Nesthaar, genau da, wo dieser Sahnefarbig ist, außer an den Ohren/Füßen)

Eltern rot und wildfarbig, bei den Urgroßeltern beider ist ein "white siam" dabei, weiß immer noch nicht, ob das nun schwarzgranne ist oder vielleicht doch was mardermäßiges. Jedenfalls habe ich immer noch viel chin drin.

Bild
mit freundlichen Grüßen
reh

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Beitrag von NiceDay »

Hallo!

Ich habe ein bißchen geblättert, jedoch keinen eindeutigen Hinweis gefunden, dass es sich beim niederländischen Thrianta um ein "oranges" Lohkaninchen handelt. G. Hochstrassers Stellungnahme zu Meinungen über das Vorhandensein des go-Faktors bei rotgelben Rassen, die keine Lohkaninchen sind ("Das Blaue Jahrbuch 2001", Seite 123 ff, Oertel + Spörer, Reutlingen) ist umfangreich und beinhaltet zahlreiche Literaturhinweise. Erwähnenswert ist die auf Seite 129 getätigte Aussage, dass die Farbformel der Roten Neuseeländer und die der Sachsengold identisch sein muss und der go-Faktor jeweils verdeckt getragen wird. Das verdeckte Tragen des go-Faktors durch G-Tiere zeige auch die wiederholte Herausspaltung von Weißgrannen mit der Farbformel achiBCDgo aus Chinchillakaninchen mit der Farbformel achiBCDG.

Ich besitze zwar Zwergwidder in chin und chin-weiß, hatte bis jetzt jedoch noch kein weißgrannenfarbiges bzw. schwarzes Tier in einem der Würfe. Bei Kollegen sind zumindest schwarze Tiere gefallen; über das Auftreten weißgrannenfarbiger Kaninchen ist mir nichts bekannt. Grundsätzlich halte ich es für möglich, stammen doch meine Zwergwidder chin-weiß auch von Zwergwiddern grau-weiß ab. Wer weiß, was da noch alles kommt!?

Im Europastandard 2003 (Europäischer Verband für Geflügel-, Tauben und Kaninchenzucht) sind sowohl das Sachsengold als auch das Thrianta anerkannt. Das Sachsengold findet man auf Seite 200 ff (55. Sachsengold), das Thrianta auf Seite 238 ff (66. Thrianta). Das Sachsengold (2,75 - 3,25) ist etwas schwerer als das Thrianta (2,50 - 3,00 kg). Bei der Positionierung des Thrianta muss man sich etwas gedacht haben (Erbformel!!), da als 65. Rasse, eine davor, das Lohkaninchen in schwarz, blau, braun und "Gouwenaar" angeführt wird. Die Fotos der Tiere lasssen sich nur schwer vergleichen. Ich habe den Eindruck, dass das Thrianta intensiver gefärbt ist als das Sachsengold. Das Sachsengold soll intensiv rotgelb, das Thrianta intensiv orangerot sein, beim Thrianta sind die Spürhaare orangerot, beim Sachsengold werden sie nicht erwähnt. Der Hinweis unter den schweren Fehlern (weiße Streifen auf den Vorderläufen) ist bedenklich. Die bereits erwähnte Streuung der Farben lässt sich leider auch beim Roten Neuseeländer und beim Sachsengold feststellen.

Aufschlußreicher war ein Bericht von Hermann Schmitt, Rodenbach - "Überlegungen zur Thüringerzeichnung" - erschienen im "Kaninchen", 6/1993, Seite 15. Er bezieht sich auf zwei im "Kaninchen" erschienene Berichte von H. Majaura (12/1992 und 1/1993), in denen dieser wiederum seine Gedanken zu Fragen des Genotyps der roten Rassen sowie zur Thüringerzeichnung anführt.
Schmitt weist eingangs darauf hin, dass das Thüringer als Genotyp durch die Formel AbCDg charakterisiert wird. Definitionsgemäß ist damit jeder Genotyp mit einer anderen Genformel kein Thüringer. Es kann daher kein "Thüringerkaninchen" mit andersfarbigen als schwarzen Schleiern geben. AbcDg ist folglich kein Thüringer mit havannafarbigen Abzeichen, sondern ein orangefarbiges Kaninchen, das eine havannabraune Thüringerzeichnung trägt.

Der österreichische Einheitsstandard kennt übrigens neben der Farbe der "Thüringer" noch die Farben "Madagaskar" (kräftig gelbbraune Deckfarbe mit leichter Berussung) und "Schildkrot" (Verkoppelung von Schwarz und Madagaskar mit angehäuftem Rot- und Schwarzfaktor, wobei Kopf, Ohren und Läufe satt schwarzbraun, tief lederbraun, gefärbt sind; der Nasenrücken und die Ohren sind am dunkelsten).

Schmitt bezeichnet das Thüringer als "Zweifarbentier", da die einzelnen Pigmente im Haar nicht homogen verteilt werden (Einfarbigkeitsfaktor g), sondern Eu- und Phäomelanin getrennt voneinander erscheinen. Die Thüringerzeichnung könne sich von dem übrigen Haar nur dann abheben, wenn in einem Fell zwei verschiedene Haarfarben vorhanden sind. Da bei Marburger Feh, Blaue Wiener und Havanna nur einheitlich gefärbte Haare gebildet werden, kann eine Seitenzeichnung nicht sichtbar werden, auch dann nicht, wenn sie genetisch angelegt ist. Bezüglich Marburger Feh fällt mir mein bereits genannter Vergleich ein (ABcdg - Abcdg). Die "genetische Anlage" ist mit der Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen zu vergleichen. Man müsste zumindest wissen, nach was man sucht. Das scheint bis jetzt (Abschnitt des Berichts) noch nicht klar zu sein und wird sich auch nicht ändern.

H. Majaura vertritt die Meinung, dass die Kombination der rezessiven Erscheinungsformen der Loci B und G (= bg) als Merkmalskomplex die Gelbfärbung mit rußigem Schleier hervorruft, und dass diese Merkmale untrennbar miteinander verbunden sind. Diese Meinung vertrat Schmitt bis zu jenem Zeitpunkt, als aus einem Kreuzungsversuch der Genotyp des Thüringers fiel, der keine schwarze Zeichnung (Seitenzeichnung!) aufwies. Schmitt folgerte, dass "bG" bei Roten Neuseeländern und Sachsengold nicht verantwortlich für fehlendes, und "bg" bei Thüringern nicht verantwortlich für vorhandenes schwarzes Pigment sei.

"Bei Thüringern wurden Tiere mit guter schwarzer Zeichnung, und bei Roten Neuseeländern und Sachsengold wurden Tiere ohne schwarzes Pigment bevorzugt zur Zucht verwendet. Da man den schwarzen Farbanteil der beiden Genotypen je nach Zielsetzung verstärken oder eliminieren kann, ohne dass man damit die rote Farbe beeinflusst, darf man annehmen, dass sich die schwarzen Farbanteile im Fell roter Rassen unabhängig von Rot vererben und somit nicht an die Gene bg bzw. bG gebunden sind. Man darf also durchaus vermuten, dass der Anteil an schwarzem Pigment durch andere Gene beeinflusst und gesteuert wird. Wenn es möglich ist, den Genotyp des Thüringer ohne Flankenzeichnung zu erhalten, so ist es in gleicher Weise auch möglich, das Siam ohne diese Zeichnung zu züchten."

Beruht der Versuch Siam ohne Abzeichen zu züchten auf einen dieser Berichte (Majaura, Schmitt)???

Schmitt kommt letztlich zum Schluß, dass die Thüringerzeichnung nicht an die Genkombination "bg" gebunden sein kann. Es sei aus seiner Sicht denkbar, dass die schwarzen Pigmente bei Thüringern und rotwildfarbigen Kaninchen aus Kreuzungen auf Einflüsse zurückzuführen sind, die in den Genformeln der beiden Rassen nicht zum Ausdruck kommen.

Der hier erwähnte Bericht enthält drei Fotos (Genotyp AbCDg, ohne Seitenzeichnung, Genotyp AbcDg, orangefarbig, und Genotyp achibcDg). Beim Genotyp AbCDg fehlt zwar die Seitenzeichnung, Kopf, Ohren, Läufe und Blume lassen den Thüringer noch erkennen. Überrascht bin ich vom Genotyp achibcDg, der sich nur unwesentlich von den beiden anderen unterscheidet. Außerdem habe ich den Eindruck, dass der Pigmentierungsgrad am Kopf ein anderer zu sein scheint als am Rumpf. Das ist möglicherweise auf die dauernde Selektion der Thüringer auf "gute schwarze Zeichnung" zurückzuführen.

Bis zum nächsten Mal!

NiceDay
Andrea

Beitrag von Andrea »

Thrianter = orange basiert auf bbcc
hasen70

Beitrag von hasen70 »

Hallo Nice Day,

ich will mal von der Formulierung Thüringerabzeichen abgehen und die Bezeichnung Restspitzenfärbung benutzen (die meiner Meinung nach beim Einbau von Eumelaninreduktionsfaktoren übrigbleiben). Ich denke dann reden wir nicht aneinander vrbei. Was Schmitt 1993 feststellte waren die Farbsteuerungsgene E und Y die Hochstrasser anhand der grauen Rassen beschrieb. Diese sind natürlich bei jeder anderen Rasse (mit allen Variationen) im Idiotypus "einbaubar". Wenn man aber die Grundfarben betrachtet gehen Aufhellungen, Verdunkelungen, fahle oder intensiv rote Töne nur bis zu einem bestimmten Grad. Es ist also sehr schwierig von vorn herein dunkle "Basisvarianten" aufhellen zu wollen. Man bedenke das gleichzeitig auch helle Augen und und Krallenfarben entstehen müssen. Mal abgesehen davon, das es sicherlich wieder andere unbekannte Faktoren geben kann die diese Probleme kompensieren können. Wir können aber so denke ich diese ausklammern. Wenn Thrianta oder auch Sachsengold irgentwann mal mit dem g0-Faktor herausgezüchtet wurden, so muß es eine extreme züchterische Leistung gewesen sein über Jahrzehnte die dunklen Pigmente vollständig wegzuzüchten. Es muß also irgentwann mal davon berichtet worden sein. Auch in alten Standards müssten diesbezüglich laschere Bewertungskriterien existiert haben. Doch konnte ich bislang nicht`s davon finden. Aber ich fand in alter Literatur vermehrt den Hinweiß das Sachsengold sowie Rote Neuseeländer ständig massiven dunklen Anflug auf dem Rücken und vorangig an den Ohren (Ohrsäumung) hatten. Auch hatten diese Tiere noch sehr helle Wildfarbigkeitsabzeichen. Das alles wurde in den letzten Jahrzehnten fast bis zur Perfektion weggezüchtet. Und darüber findet man auch sehr viele Berichte. Es lassen sich aber keine Berichte finden die das Wegzüchten der Thüringerzeichnung bzw. der Restspitzenfärbung beinhalten. Die Annahme das Sachsengold sowie RN den g0-Faktor tragen kam erst auf als intensiv rotgelb durchgefärbte Bauchfarben wie eben beim Loh da wahren. Deshalb war ja der Gedanke diese Rassen tragen das g0-Gen. Aber woher sollte denn dieser schnelle Sprung gekommen sein. Wo es doch Jahrzente gedauert hat "nur" den dunklen Anflug von AbCDG Tieren wegzuzüchten geschweige dann den von AbCDg0- oder AbCDg-Tieren! Im übrigen ist die Abbildung des achibcDg Tieres in Kaninchen 6/93 s.15 sehr fragwürdig.

Was Siamesenkaninchen betrifft so haben diese wenn optimal gezüchtet (mit den richtigen Eumelaninsteuerungsfaktoren) keine Seitenstreifen, obwohl die Anlage dafür vorhanden ist. Und eben deshalb unterscheiden sie sich ja auch von Sallander. Der Sallander zeigt noch ganz deutlich die Seitenstreifen obwohl der dunkel gefärbte Rücken unerwünscht ist. Der Siam hat diese nicht wenngleich hier der Rücken dunkel gefärbt ist. Dies beruht auf die im gegensatz zum Sallander nochmals verringerte Tyrosinaseaktivität. Dadurch enfällt die Färbung am Bauch bzw. an den Seiten, lediglich der etwas kühlere Bereich am Rücken lässt einen Hauch Pigment entstehen. Darum haben auch richtig ausgefärbte dunkel Siamesen(am/ambCDg) seitliche Ausfärbungen ahnlich den Sallandern und würden bei der Bewertung aufgrund der Thüringerabzeichen mit n.b. bewertet werden müssen.(siehe Bild)
Hallo reh,

was das auf den Fotos ist lässt sich jetzt schlecht sagen. Ich denke mal die Augenfarbe ist braun rotdurchleuchtend. Ich weiß nun nicht ganz genau was in den Vorfahren so steckt?? Aber über dem Foto könnte man denken am/abcdg. Möglich ist auch ein braunsiam?? Ich denke man muß einfach noch abwarten. Zeige doch einfach mal in 3 Monaten Bilder.

MfG

hasen70
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Gelbsiamese Thüringerabzeichen.JPG
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NiceDay
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Beitrag von NiceDay »

Guten Tag!

Ich habe ein kleines Problem, ich weiß nämlich nicht, womit ich anfangen soll. Ich denke, ich werde heute nicht all meine Gedanken zu "Papier" bringen können.

Ich war beim Betrachten der Abbildung des Kaninchens mit der Farbformel achibcDg überrascht, dass dieses einen orangen Farbton aufweist. Nach einigem Hin und Her ist mir eingefallen, dass H. Schmitt im DKZ 9/1996 einen Bericht über die Erzüchtung eines Langhaar-Rexkaninchens veröffentlichte. Dieser enthält drei Abbildungen, wobei die mittig angeordnete ein Jungtier des Genotyps achibcdgvsarex zeigt. Das Tier besitz eine gelbbraune Deckfarbe, wobei die Ohren, der Kopf, die Vorder- und Hinterläufe und vermutlich auch die Blume (sieht man am Foto nicht) dunkler gefärbt sind. Wenn die Farbformel nicht darunter stünde, hätte ich auf Marder oder Siamese getippt. Nun stellt sich die Frage, wie ein Tier, das wie ein Marder aussieht - der Siamese ist im Grunde nichts anderes als ein gelber Marder - den Faktor achi tragen kann. Beim Surfen im Internet findet man zwar immer wieder Tiere, die im Phänotyp dem uns bekannten Marder gleichen, den Faktor "am" sucht man jedoch vergebens. Was man jedoch findet, ist nachfolgend angeführt und dem Buch "Biology of the Laboratory Rabbit" von Manning, Ringler, Newcomer, erschienen bei Academic Press, San Diego, im Jahr 1994, entnommen. Bei den in Klammer angeführten Personen handelt es sich um den jeweiligen "Erstbeschreiber" (C = A, c = a).

C .. voll gefärbt (Castle, 1905), Cch3 .. Dunkelchinchilla, gelb fehlt, Augen blau (Castle, 1921), Cch2 .. mittleres Chinchilla, gelb fehlt, schwarz verdünnt, Augen braun, Pigment thermolabil (Sawin, 1932), cchl .. "leichtes" Chinchilla, weitere Verdünnung von schwarz, Augen braun, Pupille leicht rötlich (Castle, 1926), cH .. Himalayan albinism (Russe!), Pigment thermolabil, auf die Extremitäten beschränkt (Voloss-Mialhe, 1950) und c .. Albino, totales Fehlen von Pigment, Augen rot (Castle, 1905). Andere beschränken sich auf cchd (dunkles Chinchilla), welches dem uns bekannten achi entspricht und auf cchl ("leichtes" Chinchilla), welches "am" gleichzusetzen ist.

Chinchilla wird meistens als wildfarbig minus gelb beschrieben. Automatisch wird damit die Färbung des Groß- oder Kleinchin in Verbindung gebracht; man vergißt jedoch, dass diese Färbung nur in Verbindung mit dem Wildfarbigkeitsfaktor G in Erscheinung tritt. Betrachtet man es anders rum, dann ist das Marderkaninchen nichts anderes als ein einfarbiges, etwas "helleres" Chinchillakaninchen. Wenn man jetzt noch berücksichtigt, dass das von Schmitt gezeigte achibcdgvsarex-Kaninchen im Vergleich zum achibcDg-Tier eine weitere Pigmentverdünnung erfahren hat (D - d), dann ist die in Kaninchen 6/93 gezeigte Abbildung sehr wohl glaubwürdig.
Ich hatte bis vor kurzem neben meinen Zwergwiddern in grau- und chin-weiß auch Marder-Rexe braun im Stall. Aufgrund eines kleinen "Unfalls", hat einer meiner grau-weißen Rammler, der definitiv spalterbig in chin ist, eine meiner Marder-Rex-Damen mit seinem Besuch beehrt. Das Resultat erblickte 31 Tage später das Licht der Welt. Zwei der acht Jungtiere sind grau-weiß, fünf sind wildgrau, beim achten handelt es sich um einen chinfärbigen Rammler.

Ich finde den abgebildeten Siameses nicht so übel. In Erinnerung an die Zwergwidder siamfärbig, die ich vor Jahren züchtete - das Tier gefällt mir besser. Mit dem Begriff "Thüringerzeichnung" habe ich ebenfalls ein Problem. In Ö soll beim Gelbsiamesen die Deckfarbe hellgelblich mit einem leicht braunen Anflug sein, wobei sie nach beiden Seiten leicht aufgehellt verläuft. Beim Sallander wird laut Europastandard wortwörtlich die Thüringerzeichnung verlangt. D. h. der Sallander ist seitlich und am Bauch dunkler als am Rücken, der Siamese ist seitlich und am Bauch heller als der Rücken. Außerdem zeigen der Sallander, aber auch der Thüringer seitlich am Hinterschenkel einen hornähnlichen, dunkel gefärbten Streifen, den man zwar beim Siamesen, aber auch beim Marder feststellen kann, nur ist der nicht dünkler, sondern heller gefärbt als die Umgebung. Ob man das mit einer verminderten Tyrosinasetätigkeit erklären kann?? Einen stark ausgeprägten seitlichen Streifen kann ich beim obigen Tier nicht feststellen. Nachdem die Rasse nicht allzu stark verbreitet ist und ich mir wünsche, sie öfter auf Ausstellungen zu sehen, würde ich zu Gunsten des Tieres entschieden - kein "Nb". Was mir absolut nicht gefällt sind die immer wieder auf Ausstellungen anzutreffenden Zwergwidder siamfärbig mit stark rußigem Schleier, die ab und zu noch hohe Punkte einheimsen. Für Tiere, bei denen der Rückenstreifen unvollständig ist bzw. gänzlich fehlt gilt das gleiche.

Mir gefällt Hochstrassers Idee der Farbsteuerungsgene. Ich halte sie jedoch nicht für zielführend. Ich denke bei E und Y handelt es sich um Bezeichnungen, die in Ermangelung weiterführender Kenntniss eingeführt wurden und stellvertretend für eine Reihe von Genen stehen, die man heute und vermutlich auch in Zukunft zumindest beim Kaninchen nicht näher beschreiben kann. Wenn ich die letzten 20 Jahre Revue passieren lasse, dann hat sich hier nicht allzu viel getan. Es gab zwar eine Reihe guter Ideen, in den meisten Büchern werden jedoch noch immer die von Nachtsheim und Niehaus gewonnenen Erkenntnisse erwähnt. Ich habe nichts gegen die beiden, nur reichen die fünf "Hauptgene" bei weitem nicht mehr aus, um einzelne Farben zu beschreiben. Wenn ich bedenke, dass heute bei der Maus bereits mehr als 120 Gene bekannt sind, die direkt oder indirekt mit der Melanogenesis in Verbindung stehen, G. Prota 1992 290 Seiten nur über Melanine und dergleichen zu Papier gebracht hat, und H. Majaura hingegen nach wie vor von einer vollständigen bzw. unvolllständigen Oxidation spricht und die Pigmentsynthese mit einem Bunsenbrenner vergleicht, dann ...

MfG
NiceDay
hasen 70

Beitrag von hasen 70 »

Hallo Nice Day,

auch ich bin über die Oxidationsvorgänge bei Henry Majaura erstaunt, doch muß ich anmerken das selbst Hochstrasser Phäomelanin als unfertig oxidiertes Eumelanin bezeichnet. Anbei mal ein Foto vom standardgemäßen Siamesenkaninchen (deutscher Standard)(Na toll der Anhang ist zu groß ich kann das Bild erst mal nicht zeigen). Ich will noch erwähnen das die Rückenstreifen beim Siam nur als Hauch auf der Deckfarbe liegen. Wird der Rückenstreifen intensiv wird automatisch der Kopf dunkel (Es verschwindet der Stirnfleck "Spiegel"). Und darüberhinaus deuten sich immermehr Thüringerabzeichen an. Ich kann dir auch 10 verschiedene Tiere zeigen um dies zu beweisen. Anbei noch ein kleiner Beitrag zu diesem Thema (Auch diese Erweiterung PDF ist nicht erlaubt, herrlich!!!!!!!!!!!).

Natürlich kann ein Tier wie ein Marder aussehen wenn es den achi-Faktor trägt. Wer sagt dir denn das das Tier in DKZ 9/96 nicht spalterbig zu a ist?? Ich denke das dieses Tier mit als Zufallsprodukt angefallen ist. Auch sind ja die Abzeichen durch alle rezessiven Faktoren reduziert parallel dazu hat das Tier am Rückenbereich eine etwas verlängerte Haarstrucktur. Die Menge der Pigmenteinlagerung hingegen ist doch nicht größer als beim Normalhaarkaninchen. Dadurch verdünnt sich der Farbstoff auf die Haarlänge und die ohnehin schwachen Abzeichen beim Genotyp achi bcdg verschwinden nahezu.

Vielleicht kann ich dir ja mal persönlich den Beirtrag schicken. Brauche aber deine email-adresse.

MfG

hasen 70
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reh
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Beitrag von reh »

Ab sofort können auch Dokumente (doc, pdf, rtf, txt, xls) bis 300 kb angehängt werden.

Der lohfarbene Thüringer mit 25 kb ist, denke ich, groß genug.

Bilder bis 50 kb sind erlaubt, vielleicht kannst du deins etwas kleiner machen.

Zum Thema Braunsiam, havanna (c) ist das einzige, was in meinen Tieren nicht drin ist.
Es ist immer noch unklar, was "white siam" ist, so wird je nach dem mal Gelbmarder und mal Schwarzgranne bezeichnet.
mit freundlichen Grüßen
reh

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NiceDay
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Beitrag von NiceDay »

Tag!

Beim Aussehen des Siamesen sind wir unterschiedlicher Meinung. Ich denke, dass der Siamese einen ausgeprägten Rückenstreifen aufweisen sollte, der mehr als nur einen leichten Hauch darstellt; dass dabei der Kopf dunkler werden kann, glaube ich dir sofort. Das ist auch bei den Marder-Rexen der Fall, lässt sich jedoch durch Selektion umgehen. Der Marder-Rex wird in Ö mittlerweile relativ dunkel gefordert. Trotzdem gibt es Tiere, die neben einem stark ausgeprägten Rückenstreifen noch Marderkreuz und Backenpunkt besitzen.

Bezüglich deiner Anmerkungen zum Tier aus dem DKZ 9/96 habe ich ein Problem. Erstens halte ich dieses Kaninchen nicht für ein Zufallsprodukt, sondern für das Resultat eines ausgeklügelten Kreuzungsexperiments. Zweitens habe ich keine Zweifel an H. Schmitts Integrität. Drittens kann das Tier, muss aber nicht den Faktor a tragen. Wenn das der Fall wäre, hätte es Schmitt sicherlich erwähnt. Außerdem, welche Rolle spielt das? Noch einmal, der Unterschied zwischen Marder und Chinchilla ist nicht sehr groß. Da braucht es kein "a" dazu.

Bezüglich Haarstruktur, Pigmenteinlagerung, Rezessivität der Faktoren stimmen wir überein. Nur darum ging es mir in diesem Fall nicht.

Bei Hochstrasser müsste ich 'mal nachsehen, ob er nach 2001 noch einmal erwähnt hat, dass es sich bei Phäomelanin um nicht vollständig oxidiertes Eumelanin handelt. Ab diesem Zeitpunkt müsste er eigentlich gewußt haben, dass das nicht so ist.

Mit freundlichen Grüßen

NiceDay
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Re: Zwischenfarbe bei lohfärbigen Kaninchen

Beitrag von Leiskw »

Hey, ist hier im thread zwar nur am Rande erwähnt, aber ich möchte mich trotzdem mal dran anhängen, ich suche INfos über "whit siam" reh schreibt mann wisse noch nicht was drin ist, allerding s ist der thread ja a uch schon ewig alt, wie sieht es also mittlerweile aus? Ansonsten bin ich an link und gerne auch literatur interessiert die ihr mit empfehlen könnt, danke schonmal!

Gruß Manuel
Auch die kleinen Hässchen? ;) http://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2011-01/19217156-tiere-werden-immer-molliger-vermutlich-sind-nicht-nur-zu-gutes-fressen-und-zu-wenig-bewegung-die-ursachen-007.htm
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Re: Zwischenfarbe bei lohfärbigen Kaninchen

Beitrag von reh »

Ne, nicht man weiß es NOCH nicht, sondern die US Farbbezeichnungen unterscheiden sich von Rasse zu Rasse und alle sagen das selbe aber meinen was anderes oder auch umgekehrt.
Also meint der eine z.B. einen siamesen, der andere schwarzgranne (und so ganz nebenbei geht es um Satinangora, da heißen die Farben wieder ganz anders).

Zu was genau suchst du Infos?
mit freundlichen Grüßen
reh

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