von Gast » 22. Aug 2004 01:32
Guten Tag!
Ich habe früher immer schön brav die Zitzen meiner Häsinnen gezählt, habe sogar die Rammler kontrolliert, habe alles brav notiert und im Herbst bzw. Frühwinter bei der Zuchtauswahl berücksichtigt. Damit aufgehört habe ich, als ich im "Das große Buch vom Kaninchen" (1. Auflage) das erste Mal über die Heritabilität, den Erblichkeitsgrad für ausgewählte Leistungseigenschaften bei Kaninchen las. Da stand doch glatt unter geringer Heritabilität (0,01 < h2 < 0,20) "Fruchtbarkeit und Säugeleistung". In der 3. Auflage steht es übrigens auch.
h2 ist der Heritabilitätskoeffizient, der einen Wert zwischen 0 und 1 annehmen kann. Folglich bedeutet ein hohes h2, dass der genetische Anteil an der Merkmalsbildung groß ist und man relativ zuverlässig von der Leistung auf den Genotyp schließen kann. Ist h2 hingegen niedrig - siehe oben - ist der Umwelteinfluss beträchtlich.
Wenn ich das jetzt auf die Säugeleistung der Häsin umlege, dann bringt eine Auswahl aufgrund der Leistung einzelner Tiere nichts. Geeigneter erscheint eine Berücksichtigung der Leistungen der Geschwister bzw. der Familie. Eine Verbesserung der Leistungen mit niedrigem Erblichkeitsgrad tritt auch ein, wenn es gelingt die Umweltbedingungen zu verbessern.
"Die Zahl der Zitzen beträgt in der Regel 8, seltener 10 und maximal bis zu 12. Durch die Auswahl von Zuchthäsinnen und -rammlern mit hoher Zitzenzahl lässt sich diese bei den Nachkommen relativ leicht erhöhen." W. Schlolaut, "Das große Buch vom Kaninchen", 2003 (Seite 190).
Außerdem steht auf der selben Seite: "Die Aufzuchtverluste erhöhen sich mit zunehmender Wurfstärke, insbesondere, wenn diese die Zahl der Zitzen übersteigt." Klingt logisch.
Also - jetzt habe ich eine Häsin mit sage und schreibe 12 Zitzen und 8 Jungen im Nest. Da kann ja nichts mehr schiefgehen! Denkste!!!! (1) Es ist zu kalt, Nest mit zu geringer Wärmespeicherung, Junge am nächsten Tag tot (2) 12 Zitzen, aber nur bei Sechsen ist der "Kanal" offen, nach 2 - 3 Tagen sind einige Junge tot (3) 12 Zitzen, aber keine Milch, Junge tot (4) 12 Zitzen, 8 Junge und trotzdem sind nach 10 Tagen alle tot, die 0.1 ist nämlich "hitzig" geworden (5) 12 Zitzen, aber die Milch "schießt" erst am 2. oder 3. Tag ein, bis dahin sind auch schon einige Junge gestorben (6) usw. usw. usw.
Die Sache scheint doch ein bißchen komplexer zu sein als man denkt. Ich bin daher dazu übergegangen Häsinnen "auszuprobieren". Ich setze zur Zucht 8 Althäsinnen und 8 Junghäsinnen ein. Die Junghäsinnen stammen alle von Müttern ab, die bei Wurf und Aufzucht keine bis geringe Probleme hatten. Alle bekommen drei Chancen. Die 0.1, die auch beim dritten Mal versagen, haben verloren. Davon betroffen sind im Schnitt 3 Häsinnen. Beim Rest der Häsinnen entscheidet die Qualität der Jungtiere, ob sie ins nächste Jahr übernommen werden. Wenn es einmal klappt, setze ich Häsinnen 4 und mehr Jahre ein. Um Aufzuchtverluste zu vermeiden, werden bis zu 6 Häsinnen am selben Tag gedeckt. Eine ausreichende Anzahl von Rammlern habe ich zur Verfügung. Sollte es Probleme geben, wird untergelegt.
Mit freundlichen Grüssen
Gast
Guten Tag! :wink:
Ich habe früher immer schön brav die Zitzen meiner Häsinnen gezählt, habe sogar die Rammler kontrolliert, habe alles brav notiert und im Herbst bzw. Frühwinter bei der Zuchtauswahl berücksichtigt. Damit aufgehört habe ich, als ich im "Das große Buch vom Kaninchen" (1. Auflage) das erste Mal über die Heritabilität, den Erblichkeitsgrad für ausgewählte Leistungseigenschaften bei Kaninchen las. Da stand doch glatt unter geringer Heritabilität (0,01 < h2 < 0,20) "Fruchtbarkeit und Säugeleistung". In der 3. Auflage steht es übrigens auch.
h2 ist der Heritabilitätskoeffizient, der einen Wert zwischen 0 und 1 annehmen kann. Folglich bedeutet ein hohes h2, dass der genetische Anteil an der Merkmalsbildung groß ist und man relativ zuverlässig von der Leistung auf den Genotyp schließen kann. Ist h2 hingegen niedrig - siehe oben - ist der Umwelteinfluss beträchtlich.
Wenn ich das jetzt auf die Säugeleistung der Häsin umlege, dann bringt eine Auswahl aufgrund der Leistung einzelner Tiere nichts. Geeigneter erscheint eine Berücksichtigung der Leistungen der Geschwister bzw. der Familie. Eine Verbesserung der Leistungen mit niedrigem Erblichkeitsgrad tritt auch ein, wenn es gelingt die Umweltbedingungen zu verbessern.
"Die Zahl der Zitzen beträgt in der Regel 8, seltener 10 und maximal bis zu 12. Durch die Auswahl von Zuchthäsinnen und -rammlern mit hoher Zitzenzahl lässt sich diese bei den Nachkommen relativ leicht erhöhen." W. Schlolaut, "Das große Buch vom Kaninchen", 2003 (Seite 190).
Außerdem steht auf der selben Seite: "Die Aufzuchtverluste erhöhen sich mit zunehmender Wurfstärke, insbesondere, wenn diese die Zahl der Zitzen übersteigt." Klingt logisch.
Also - jetzt habe ich eine Häsin mit sage und schreibe 12 Zitzen und 8 Jungen im Nest. Da kann ja nichts mehr schiefgehen! Denkste!!!! (1) Es ist zu kalt, Nest mit zu geringer Wärmespeicherung, Junge am nächsten Tag tot (2) 12 Zitzen, aber nur bei Sechsen ist der "Kanal" offen, nach 2 - 3 Tagen sind einige Junge tot (3) 12 Zitzen, aber keine Milch, Junge tot (4) 12 Zitzen, 8 Junge und trotzdem sind nach 10 Tagen alle tot, die 0.1 ist nämlich "hitzig" geworden (5) 12 Zitzen, aber die Milch "schießt" erst am 2. oder 3. Tag ein, bis dahin sind auch schon einige Junge gestorben (6) usw. usw. usw.
Die Sache scheint doch ein bißchen komplexer zu sein als man denkt. Ich bin daher dazu übergegangen Häsinnen "auszuprobieren". Ich setze zur Zucht 8 Althäsinnen und 8 Junghäsinnen ein. Die Junghäsinnen stammen alle von Müttern ab, die bei Wurf und Aufzucht keine bis geringe Probleme hatten. Alle bekommen drei Chancen. Die 0.1, die auch beim dritten Mal versagen, haben verloren. Davon betroffen sind im Schnitt 3 Häsinnen. Beim Rest der Häsinnen entscheidet die Qualität der Jungtiere, ob sie ins nächste Jahr übernommen werden. Wenn es einmal klappt, setze ich Häsinnen 4 und mehr Jahre ein. Um Aufzuchtverluste zu vermeiden, werden bis zu 6 Häsinnen am selben Tag gedeckt. Eine ausreichende Anzahl von Rammlern habe ich zur Verfügung. Sollte es Probleme geben, wird untergelegt.
Mit freundlichen Grüssen
Gast