von Joanie » 22. Jul 2014 17:31
Hallo,
hmmm, also wo fange ich an, um es zu erklären und auch verständlich auszudrücken?
Ich bin der Meinung, dass jeder seine eigene Erklärung zum Verständnis der Genetik finden muss, damit es für ihn nachvollziehbar wird. Ich bin kein Genetikexperte, versuche aber hier mal mein Verständnis der Scheckungsarten wiederzugeben.
Also:
Grundsätzlich beruht jede Form der Scheckung auf einem Defekt in der Neuralleiste. Die Scheckung entsteht dadurch, dass das defekte Gen die Auswanderung der Melanozyten (pigmentbildende Zellen) beeinflusst, so dass zu wenig Melanozyten auswandern und diese darüber hinaus nicht an alle Stellen des Körpers gelangen. Es handelt sich also bei jeder Form von Scheckung um die abgeschwächte Form des Leuzismus. Beim vollständigen Leuzismus befinden sich in der Haut keinerlei Melanozyten mehr, sondern nur noch die Augen haben eine gewisse geringe Anzahl von Melanozyten und erscheinen deshalb beim Kaninchen blau (bei anderen Tierarten auch in anderen Farben). Je nachdem welcher Defekt vorliegt und welche Gene betroffen sind, entstehen dann die entsprechenden Zeichnungsmuster wie Punktscheckung - genetisches Symbol K - und Holländerscheckung - genetisches Symbol s - bis hin zu komplett weißen Tieren mit blauen Augen - genetisches Symbol x - (komplette Ausprägung des Leuzismus) oder die Sonderform des Albinos - genetisches Symbol a - (hier werden zwar genügend Melanozyten gebildet, diese sind jedoch nicht in der Lage Melanin (Farbstoff) zu produzieren, abgesehen von der Sonderform der Scheckung der Siam beispielsweise, die albinotischen Ursprungs ist und auf einer hitzeempfindlichen Tyrosinase - Enzym bei der Synthese von Melanin - beruht).
Die einzelnen Scheckungsformen sind an bestimmte Lokalisationen der entsprechenden unpigmentierten bzw. pigmentierten Stellen gebunden, die auch entsprechend vererbt wird, so dass ein Punktschecke eben wieder Punktschecken und ein Holländerschecke wieder entsprechende Holländerschecken, Weißohren wiederum Weißohren usw. hervorbringen. Dabei ist es vom Ausprägungsgrad des entsprechenden Gendefektes abhängig ob die jeweilige Scheckungsart in ihrer züchterisch gewünschten Idealform auftritt oder davon abweicht, was sich z.B. in sogenannten überzeichneten Tieren äußert und beispielsweise bei den Holländerschecken mit s1...3 gekennzeichnet wird.
Umstritten ist bei den Fachexperten nach meinem Wissen, ob der Leuzismusfaktor inkl. der blauen Augen an die Plattenscheckung als weitere Mutation des entsprechenden Genes gekoppelt ist bzw. ein separates Gen darstellt. Hier gibt es wohl unterschiedliche Auffassungen, allerdings soll es wohl überwiegend in Kombination mit Plattenscheckung zu blauen Augen kommen.
Dies ist soweit mein Verständnis des Auftretens der unterschiedlichen Scheckungen.
Bei der Verpaarung unterschiedlicher Scheckungsarten scheinen sich die entsprechenden Lokalisationen teilweise zu verschieben. So entstehen z.B. bei der Verpaarung von Punktschecke mit Holländerschecke Jungtiere, die eindeutige Punktschecken sind, jedoch weiße oder gefleckte Ohren oder einen komplett weißen Kopf aufweisen, meist in Verbindung mit blauen Augen, aber nicht immer. Bei beiden Elterntieren sind jedoch keine sogenannten Weißohren oder Weißköpfe vorhanden. Man kann also nicht von echten Weißohren oder Weißköpfen sprechen, wie sie züchterisch angestrebt und entsprechend verpaart werden, um das gewünschte Zeichnungsbild zu erhalten, welches bereits von zumindest einem Elterntier phänotypisch gezeigt wird. Hier wird die Scheckung also für meine Begriffe "unberechenbar", weil unpigmentierte Bereiche entstehen, die so bei den einzelnen Elterntieren und deren Vorfahren eigentlich aufgrund des dort defekten Genes nicht vorhanden sind. Die Scheckungen mischen sich also untereinander und es entstehen beispielsweise Punktschecken mit Holländermerkmalen. Hinzu kommt, wie bereits in einem oberen Beitrag geschrieben, dass bei der Verpaarung von Scheckentieren, die Anzahl und Ausprägung der Scheckung nicht vorherzusehen ist.
Soll also heißen: Bei der Verpaarung von Punktschecke x Holländerschecke fallen Jungtiere, die einfarbig, mantelgescheckt, holländergescheckt, punktgescheckt, rein weiß Blauauge sein können. Bei der Verpaarung von zwei Holländerschecken in der Idealzeichnung fallen Jungtiere, die von S über s1 bis s3 alle möglichen Scheckungen aufweisen können bis hin zu weiß Blauauge. Die Anzahl und Ausprägung der einzelnen Scheckungsarten kann bei gleichen Elterntieren in unterschiedlichen Würfen komplett variieren. Wie in einem früheren Beitrag bereits geschrieben, habe ich aus einer wiederholten Punktschecke x Holländerschecke Verpaarung mit denselben Elterntieren, komplett unterschiedliche Würfe erhalten, die teils überwiegend Vollfarbentiere und nur wenige Schecken brachten sowie teils überwiegend Schecken und nur einzelne Vollfarbentiere bis hin zu einem kompletten Wurf weiß Blauauge.
Entsprechend den oben gemachten Ausführungen spreche ich also von leuzistischen Scheckungen bzw. von vermeintlichen Weißohren oder Weißköpfen sowie von "unberechenbaren" Scheckungen.
Ich hoffe, ich konnte mich verständlich ausdrücken. Ich habe absichtlich in hoffentlich allgemein verständlicher Form ohne besondere spezifische Fachterminologie geschrieben, damit auch der interessierte Laie eventuell die Erklärung verfolgen kann.
Sollte meine Erklärung fachlich nicht korrekt sein, lerne ich gern durch entsprechende Aufklärung dazu.
MfG
Joanie
Hallo,
hmmm, also wo fange ich an, um es zu erklären und auch verständlich auszudrücken?
Ich bin der Meinung, dass jeder seine eigene Erklärung zum Verständnis der Genetik finden muss, damit es für ihn nachvollziehbar wird. Ich bin kein Genetikexperte, versuche aber hier mal mein Verständnis der Scheckungsarten wiederzugeben.
Also:
Grundsätzlich beruht jede Form der Scheckung auf einem Defekt in der Neuralleiste. Die Scheckung entsteht dadurch, dass das defekte Gen die Auswanderung der Melanozyten (pigmentbildende Zellen) beeinflusst, so dass zu wenig Melanozyten auswandern und diese darüber hinaus nicht an alle Stellen des Körpers gelangen. Es handelt sich also bei jeder Form von Scheckung um die abgeschwächte Form des Leuzismus. Beim vollständigen Leuzismus befinden sich in der Haut keinerlei Melanozyten mehr, sondern nur noch die Augen haben eine gewisse geringe Anzahl von Melanozyten und erscheinen deshalb beim Kaninchen blau (bei anderen Tierarten auch in anderen Farben). Je nachdem welcher Defekt vorliegt und welche Gene betroffen sind, entstehen dann die entsprechenden Zeichnungsmuster wie Punktscheckung - genetisches Symbol K - und Holländerscheckung - genetisches Symbol s - bis hin zu komplett weißen Tieren mit blauen Augen - genetisches Symbol x - (komplette Ausprägung des Leuzismus) oder die Sonderform des Albinos - genetisches Symbol a - (hier werden zwar genügend Melanozyten gebildet, diese sind jedoch nicht in der Lage Melanin (Farbstoff) zu produzieren, abgesehen von der Sonderform der Scheckung der Siam beispielsweise, die albinotischen Ursprungs ist und auf einer hitzeempfindlichen Tyrosinase - Enzym bei der Synthese von Melanin - beruht).
Die einzelnen Scheckungsformen sind an bestimmte Lokalisationen der entsprechenden unpigmentierten bzw. pigmentierten Stellen gebunden, die auch entsprechend vererbt wird, so dass ein Punktschecke eben wieder Punktschecken und ein Holländerschecke wieder entsprechende Holländerschecken, Weißohren wiederum Weißohren usw. hervorbringen. Dabei ist es vom Ausprägungsgrad des entsprechenden Gendefektes abhängig ob die jeweilige Scheckungsart in ihrer züchterisch gewünschten Idealform auftritt oder davon abweicht, was sich z.B. in sogenannten überzeichneten Tieren äußert und beispielsweise bei den Holländerschecken mit s1...3 gekennzeichnet wird.
Umstritten ist bei den Fachexperten nach meinem Wissen, ob der Leuzismusfaktor inkl. der blauen Augen an die Plattenscheckung als weitere Mutation des entsprechenden Genes gekoppelt ist bzw. ein separates Gen darstellt. Hier gibt es wohl unterschiedliche Auffassungen, allerdings soll es wohl überwiegend in Kombination mit Plattenscheckung zu blauen Augen kommen.
Dies ist soweit mein Verständnis des Auftretens der unterschiedlichen Scheckungen.
Bei der Verpaarung unterschiedlicher Scheckungsarten scheinen sich die entsprechenden Lokalisationen teilweise zu verschieben. So entstehen z.B. bei der Verpaarung von Punktschecke mit Holländerschecke Jungtiere, die eindeutige Punktschecken sind, jedoch weiße oder gefleckte Ohren oder einen komplett weißen Kopf aufweisen, meist in Verbindung mit blauen Augen, aber nicht immer. Bei beiden Elterntieren sind jedoch keine sogenannten Weißohren oder Weißköpfe vorhanden. Man kann also nicht von echten Weißohren oder Weißköpfen sprechen, wie sie züchterisch angestrebt und entsprechend verpaart werden, um das gewünschte Zeichnungsbild zu erhalten, welches bereits von zumindest einem Elterntier phänotypisch gezeigt wird. Hier wird die Scheckung also für meine Begriffe "unberechenbar", weil unpigmentierte Bereiche entstehen, die so bei den einzelnen Elterntieren und deren Vorfahren eigentlich aufgrund des dort defekten Genes nicht vorhanden sind. Die Scheckungen mischen sich also untereinander und es entstehen beispielsweise Punktschecken mit Holländermerkmalen. Hinzu kommt, wie bereits in einem oberen Beitrag geschrieben, dass bei der Verpaarung von Scheckentieren, die Anzahl und Ausprägung der Scheckung nicht vorherzusehen ist.
Soll also heißen: Bei der Verpaarung von Punktschecke x Holländerschecke fallen Jungtiere, die einfarbig, mantelgescheckt, holländergescheckt, punktgescheckt, rein weiß Blauauge sein können. Bei der Verpaarung von zwei Holländerschecken in der Idealzeichnung fallen Jungtiere, die von S über s1 bis s3 alle möglichen Scheckungen aufweisen können bis hin zu weiß Blauauge. Die Anzahl und Ausprägung der einzelnen Scheckungsarten kann bei gleichen Elterntieren in unterschiedlichen Würfen komplett variieren. Wie in einem früheren Beitrag bereits geschrieben, habe ich aus einer wiederholten Punktschecke x Holländerschecke Verpaarung mit denselben Elterntieren, komplett unterschiedliche Würfe erhalten, die teils überwiegend Vollfarbentiere und nur wenige Schecken brachten sowie teils überwiegend Schecken und nur einzelne Vollfarbentiere bis hin zu einem kompletten Wurf weiß Blauauge.
Entsprechend den oben gemachten Ausführungen spreche ich also von leuzistischen Scheckungen bzw. von vermeintlichen Weißohren oder Weißköpfen sowie von "unberechenbaren" Scheckungen.
Ich hoffe, ich konnte mich verständlich ausdrücken. Ich habe absichtlich in hoffentlich allgemein verständlicher Form ohne besondere spezifische Fachterminologie geschrieben, damit auch der interessierte Laie eventuell die Erklärung verfolgen kann.
Sollte meine Erklärung fachlich nicht korrekt sein, lerne ich gern durch entsprechende Aufklärung dazu.
MfG
Joanie