von NiceDay » 25. Jan 2005 02:31
Guten Tag!
Ich habe ein kleines Problem, ich weiß nämlich nicht, womit ich anfangen soll. Ich denke, ich werde heute nicht all meine Gedanken zu "Papier" bringen können.
Ich war beim Betrachten der Abbildung des Kaninchens mit der Farbformel achibcDg überrascht, dass dieses einen orangen Farbton aufweist. Nach einigem Hin und Her ist mir eingefallen, dass H. Schmitt im DKZ 9/1996 einen Bericht über die Erzüchtung eines Langhaar-Rexkaninchens veröffentlichte. Dieser enthält drei Abbildungen, wobei die mittig angeordnete ein Jungtier des Genotyps achibcdgvsarex zeigt. Das Tier besitz eine gelbbraune Deckfarbe, wobei die Ohren, der Kopf, die Vorder- und Hinterläufe und vermutlich auch die Blume (sieht man am Foto nicht) dunkler gefärbt sind. Wenn die Farbformel nicht darunter stünde, hätte ich auf Marder oder Siamese getippt. Nun stellt sich die Frage, wie ein Tier, das wie ein Marder aussieht - der Siamese ist im Grunde nichts anderes als ein gelber Marder - den Faktor achi tragen kann. Beim Surfen im Internet findet man zwar immer wieder Tiere, die im Phänotyp dem uns bekannten Marder gleichen, den Faktor "am" sucht man jedoch vergebens. Was man jedoch findet, ist nachfolgend angeführt und dem Buch "Biology of the Laboratory Rabbit" von Manning, Ringler, Newcomer, erschienen bei Academic Press, San Diego, im Jahr 1994, entnommen. Bei den in Klammer angeführten Personen handelt es sich um den jeweiligen "Erstbeschreiber" (C = A, c = a).
C .. voll gefärbt (Castle, 1905), Cch3 .. Dunkelchinchilla, gelb fehlt, Augen blau (Castle, 1921), Cch2 .. mittleres Chinchilla, gelb fehlt, schwarz verdünnt, Augen braun, Pigment thermolabil (Sawin, 1932), cchl .. "leichtes" Chinchilla, weitere Verdünnung von schwarz, Augen braun, Pupille leicht rötlich (Castle, 1926), cH .. Himalayan albinism (Russe!), Pigment thermolabil, auf die Extremitäten beschränkt (Voloss-Mialhe, 1950) und c .. Albino, totales Fehlen von Pigment, Augen rot (Castle, 1905). Andere beschränken sich auf cchd (dunkles Chinchilla), welches dem uns bekannten achi entspricht und auf cchl ("leichtes" Chinchilla), welches "am" gleichzusetzen ist.
Chinchilla wird meistens als wildfarbig minus gelb beschrieben. Automatisch wird damit die Färbung des Groß- oder Kleinchin in Verbindung gebracht; man vergißt jedoch, dass diese Färbung nur in Verbindung mit dem Wildfarbigkeitsfaktor G in Erscheinung tritt. Betrachtet man es anders rum, dann ist das Marderkaninchen nichts anderes als ein einfarbiges, etwas "helleres" Chinchillakaninchen. Wenn man jetzt noch berücksichtigt, dass das von Schmitt gezeigte achibcdgvsarex-Kaninchen im Vergleich zum achibcDg-Tier eine weitere Pigmentverdünnung erfahren hat (D - d), dann ist die in Kaninchen 6/93 gezeigte Abbildung sehr wohl glaubwürdig.
Ich hatte bis vor kurzem neben meinen Zwergwiddern in grau- und chin-weiß auch Marder-Rexe braun im Stall. Aufgrund eines kleinen "Unfalls", hat einer meiner grau-weißen Rammler, der definitiv spalterbig in chin ist, eine meiner Marder-Rex-Damen mit seinem Besuch beehrt. Das Resultat erblickte 31 Tage später das Licht der Welt. Zwei der acht Jungtiere sind grau-weiß, fünf sind wildgrau, beim achten handelt es sich um einen chinfärbigen Rammler.
Ich finde den abgebildeten Siameses nicht so übel. In Erinnerung an die Zwergwidder siamfärbig, die ich vor Jahren züchtete - das Tier gefällt mir besser. Mit dem Begriff "Thüringerzeichnung" habe ich ebenfalls ein Problem. In Ö soll beim Gelbsiamesen die Deckfarbe hellgelblich mit einem leicht braunen Anflug sein, wobei sie nach beiden Seiten leicht aufgehellt verläuft. Beim Sallander wird laut Europastandard wortwörtlich die Thüringerzeichnung verlangt. D. h. der Sallander ist seitlich und am Bauch dunkler als am Rücken, der Siamese ist seitlich und am Bauch heller als der Rücken. Außerdem zeigen der Sallander, aber auch der Thüringer seitlich am Hinterschenkel einen hornähnlichen, dunkel gefärbten Streifen, den man zwar beim Siamesen, aber auch beim Marder feststellen kann, nur ist der nicht dünkler, sondern heller gefärbt als die Umgebung. Ob man das mit einer verminderten Tyrosinasetätigkeit erklären kann?? Einen stark ausgeprägten seitlichen Streifen kann ich beim obigen Tier nicht feststellen. Nachdem die Rasse nicht allzu stark verbreitet ist und ich mir wünsche, sie öfter auf Ausstellungen zu sehen, würde ich zu Gunsten des Tieres entschieden - kein "Nb". Was mir absolut nicht gefällt sind die immer wieder auf Ausstellungen anzutreffenden Zwergwidder siamfärbig mit stark rußigem Schleier, die ab und zu noch hohe Punkte einheimsen. Für Tiere, bei denen der Rückenstreifen unvollständig ist bzw. gänzlich fehlt gilt das gleiche.
Mir gefällt Hochstrassers Idee der Farbsteuerungsgene. Ich halte sie jedoch nicht für zielführend. Ich denke bei E und Y handelt es sich um Bezeichnungen, die in Ermangelung weiterführender Kenntniss eingeführt wurden und stellvertretend für eine Reihe von Genen stehen, die man heute und vermutlich auch in Zukunft zumindest beim Kaninchen nicht näher beschreiben kann. Wenn ich die letzten 20 Jahre Revue passieren lasse, dann hat sich hier nicht allzu viel getan. Es gab zwar eine Reihe guter Ideen, in den meisten Büchern werden jedoch noch immer die von Nachtsheim und Niehaus gewonnenen Erkenntnisse erwähnt. Ich habe nichts gegen die beiden, nur reichen die fünf "Hauptgene" bei weitem nicht mehr aus, um einzelne Farben zu beschreiben. Wenn ich bedenke, dass heute bei der Maus bereits mehr als 120 Gene bekannt sind, die direkt oder indirekt mit der Melanogenesis in Verbindung stehen, G. Prota 1992 290 Seiten nur über Melanine und dergleichen zu Papier gebracht hat, und H. Majaura hingegen nach wie vor von einer vollständigen bzw. unvolllständigen Oxidation spricht und die Pigmentsynthese mit einem Bunsenbrenner vergleicht, dann ...
MfG
NiceDay
Guten Tag!
Ich habe ein kleines Problem, ich weiß nämlich nicht, womit ich anfangen soll. Ich denke, ich werde heute nicht all meine Gedanken zu "Papier" bringen können.
Ich war beim Betrachten der Abbildung des Kaninchens mit der Farbformel achibcDg überrascht, dass dieses einen orangen Farbton aufweist. Nach einigem Hin und Her ist mir eingefallen, dass H. Schmitt im DKZ 9/1996 einen Bericht über die Erzüchtung eines Langhaar-Rexkaninchens veröffentlichte. Dieser enthält drei Abbildungen, wobei die mittig angeordnete ein Jungtier des Genotyps achibcdgvsarex zeigt. Das Tier besitz eine gelbbraune Deckfarbe, wobei die Ohren, der Kopf, die Vorder- und Hinterläufe und vermutlich auch die Blume (sieht man am Foto nicht) dunkler gefärbt sind. Wenn die Farbformel nicht darunter stünde, hätte ich auf Marder oder Siamese getippt. Nun stellt sich die Frage, wie ein Tier, das wie ein Marder aussieht - der Siamese ist im Grunde nichts anderes als ein gelber Marder - den Faktor achi tragen kann. Beim Surfen im Internet findet man zwar immer wieder Tiere, die im Phänotyp dem uns bekannten Marder gleichen, den Faktor "am" sucht man jedoch vergebens. Was man jedoch findet, ist nachfolgend angeführt und dem Buch "Biology of the Laboratory Rabbit" von Manning, Ringler, Newcomer, erschienen bei Academic Press, San Diego, im Jahr 1994, entnommen. Bei den in Klammer angeführten Personen handelt es sich um den jeweiligen "Erstbeschreiber" (C = A, c = a).
C .. voll gefärbt (Castle, 1905), Cch3 .. Dunkelchinchilla, gelb fehlt, Augen blau (Castle, 1921), Cch2 .. mittleres Chinchilla, gelb fehlt, schwarz verdünnt, Augen braun, Pigment thermolabil (Sawin, 1932), cchl .. "leichtes" Chinchilla, weitere Verdünnung von schwarz, Augen braun, Pupille leicht rötlich (Castle, 1926), cH .. Himalayan albinism (Russe!), Pigment thermolabil, auf die Extremitäten beschränkt (Voloss-Mialhe, 1950) und c .. Albino, totales Fehlen von Pigment, Augen rot (Castle, 1905). Andere beschränken sich auf cchd (dunkles Chinchilla), welches dem uns bekannten achi entspricht und auf cchl ("leichtes" Chinchilla), welches "am" gleichzusetzen ist.
Chinchilla wird meistens als wildfarbig minus gelb beschrieben. Automatisch wird damit die Färbung des Groß- oder Kleinchin in Verbindung gebracht; man vergißt jedoch, dass diese Färbung nur in Verbindung mit dem Wildfarbigkeitsfaktor G in Erscheinung tritt. Betrachtet man es anders rum, dann ist das Marderkaninchen nichts anderes als ein einfarbiges, etwas "helleres" Chinchillakaninchen. Wenn man jetzt noch berücksichtigt, dass das von Schmitt gezeigte achibcdgvsarex-Kaninchen im Vergleich zum achibcDg-Tier eine weitere Pigmentverdünnung erfahren hat (D - d), dann ist die in Kaninchen 6/93 gezeigte Abbildung sehr wohl glaubwürdig.
Ich hatte bis vor kurzem neben meinen Zwergwiddern in grau- und chin-weiß auch Marder-Rexe braun im Stall. Aufgrund eines kleinen "Unfalls", hat einer meiner grau-weißen Rammler, der definitiv spalterbig in chin ist, eine meiner Marder-Rex-Damen mit seinem Besuch beehrt. Das Resultat erblickte 31 Tage später das Licht der Welt. Zwei der acht Jungtiere sind grau-weiß, fünf sind wildgrau, beim achten handelt es sich um einen chinfärbigen Rammler.
Ich finde den abgebildeten Siameses nicht so übel. In Erinnerung an die Zwergwidder siamfärbig, die ich vor Jahren züchtete - das Tier gefällt mir besser. Mit dem Begriff "Thüringerzeichnung" habe ich ebenfalls ein Problem. In Ö soll beim Gelbsiamesen die Deckfarbe hellgelblich mit einem leicht braunen Anflug sein, wobei sie nach beiden Seiten leicht aufgehellt verläuft. Beim Sallander wird laut Europastandard wortwörtlich die Thüringerzeichnung verlangt. D. h. der Sallander ist seitlich und am Bauch dunkler als am Rücken, der Siamese ist seitlich und am Bauch heller als der Rücken. Außerdem zeigen der Sallander, aber auch der Thüringer seitlich am Hinterschenkel einen hornähnlichen, dunkel gefärbten Streifen, den man zwar beim Siamesen, aber auch beim Marder feststellen kann, nur ist der nicht dünkler, sondern heller gefärbt als die Umgebung. Ob man das mit einer verminderten Tyrosinasetätigkeit erklären kann?? Einen stark ausgeprägten seitlichen Streifen kann ich beim obigen Tier nicht feststellen. Nachdem die Rasse nicht allzu stark verbreitet ist und ich mir wünsche, sie öfter auf Ausstellungen zu sehen, würde ich zu Gunsten des Tieres entschieden - kein "Nb". Was mir absolut nicht gefällt sind die immer wieder auf Ausstellungen anzutreffenden Zwergwidder siamfärbig mit stark rußigem Schleier, die ab und zu noch hohe Punkte einheimsen. Für Tiere, bei denen der Rückenstreifen unvollständig ist bzw. gänzlich fehlt gilt das gleiche.
Mir gefällt Hochstrassers Idee der Farbsteuerungsgene. Ich halte sie jedoch nicht für zielführend. Ich denke bei E und Y handelt es sich um Bezeichnungen, die in Ermangelung weiterführender Kenntniss eingeführt wurden und stellvertretend für eine Reihe von Genen stehen, die man heute und vermutlich auch in Zukunft zumindest beim Kaninchen nicht näher beschreiben kann. Wenn ich die letzten 20 Jahre Revue passieren lasse, dann hat sich hier nicht allzu viel getan. Es gab zwar eine Reihe guter Ideen, in den meisten Büchern werden jedoch noch immer die von Nachtsheim und Niehaus gewonnenen Erkenntnisse erwähnt. Ich habe nichts gegen die beiden, nur reichen die fünf "Hauptgene" bei weitem nicht mehr aus, um einzelne Farben zu beschreiben. Wenn ich bedenke, dass heute bei der Maus bereits mehr als 120 Gene bekannt sind, die direkt oder indirekt mit der Melanogenesis in Verbindung stehen, G. Prota 1992 290 Seiten nur über Melanine und dergleichen zu Papier gebracht hat, und H. Majaura hingegen nach wie vor von einer vollständigen bzw. unvolllständigen Oxidation spricht und die Pigmentsynthese mit einem Bunsenbrenner vergleicht, dann ...
MfG
NiceDay