von NiceDay » 29. Nov 2004 17:02
Hallo Karl!
Du belästigst mich nicht. Ich finde es ausgesprochen interessant. Ich hatte bis jetzt nur zu wenig Zeit um mich diesem Thema ausführlicher zu widmen.
Grundsätzlich wird bei den Chromosomen zwischen Eu- und Heterochromatin unterschieden. Im Falle von Euchromatin ist die DNS "aktiv" und die in den Genen enthaltene Information kann transkribiert bzw. translatiert werden. Heterochromatin besteht vor allem aus "inaktiver" DNS. Konstitutives Heterochromatin wird nie "exprimiert" (z.B. Bereich des Centromers) und besteht gewöhnlich aus repetitiven (sich wiederholenden) DNS-Sequenzen; fakultatives Heterochromatin kann manchmal "exprimiert" werden.
Bei den Geschlechtschromosomen des Menschen (23. Chromosom) liegt eine Inaktivierung eines gesamten Chromosoms vor. Bei Frauen sind diese durch ein Paar X-Chromosomen festgelegt, bei Männern durch ein Paar aus einem X-Chromosom und einem Y-Chromosom (Y = Bezeichnung aufgrund der Form). In weiblichen Zellkernen liegt während der Interphase eines der beiden weiblichen X-Chromosomen im inaktivierten Zustand als randständige Chromatin-Verdichtung vor, die man als Geschlechts-Chromatin, oder als Barr-Körper (Barr body) bezeichnet.
Die RNS-Synthese wird als Transkription bezeichnet. Die Nucleotid-Folge eines Gen-Abschnittes auf der DNS wird ab- bzw. umgeschrieben. Die für diesen Vorgang notwendigen Enzyme werden RNA-Polymerasen (genauer DNS-abhängige RNS-Polymerasen) genannt. Diese Polymerasen knüpfen nach den Regeln der Basen-Paarung ein Nucleotid nach dem anderen an das Ende einer wachsenden RNS-Kette. Die RNS-Polymerase soll jedoch nicht irgendwo auf der DNS beginnen, sondern genau vor einem Gen. Es soll auch nicht irgendein Strang transkribiert werden, sondern nur der Strang, dessen Transkript die genetische Information trägt. RNS-Polymerasen binden daher bevorzugt an Stellen auf der DNS, die vor einem Gen-Anfang liegen. Eine solche Erkennungs- und Bindestelle nennt man auch Promotor. Beim Vergleich von Promotor-Sequenzen treten immer wieder Regelmäßigkeiten auf. So findet man z.B. sehr oft eine Nucleotid-Folge, die sehr große Ähnlichkeit mit der Folge 5'-TATAAT-3' besitzt und deshalb als TATA-Box bezeichnet wird. Diese Box dürfte wohl die bekannteste sein.
Die RNA-Polymerase findet den Promotor indem sie an irgendeine Stelle auf der DNS bindet. Diese Bindung ist relativ schwach. Von dort aus gleitet sie der DNS entlang, d.h. sie löst und bindet sich im Wechsel, bis sie auf eine Promotor-Sequenz trifft, an die sie bereitwillig und mit großer Stabilität haften bleibt. Das Ende eines Transkriptionsabschnittes auf der DNS wird als "Terminator" bezeichnet. Im wesentlichen wird diese Stelle durch die Sequenz der DNS bzw. der RNS bestimmt. Hier kommt die RNS-Polymerase zum Stillstand und der Komplex zwischen DNS, RNS und Polymerase löst sich. Ich hoffe, ich habe mich halbwegs verständlich ausgdrückt.
Von einander abweichende Geschehnisse am rücken- bzw. bauchseitigen Promotors des "Agouti-Gens" zeichnen z.B. für die Lohfärbung verantwortlich. Das stammt zwar aus dem Themenbereich "Maus", die Unterschiede zum Kaninchen sind jedoch nicht allzu groß.
Bis später!
NiceDay
Hallo Karl!
Du belästigst mich nicht. Ich finde es ausgesprochen interessant. Ich hatte bis jetzt nur zu wenig Zeit um mich diesem Thema ausführlicher zu widmen.
Grundsätzlich wird bei den Chromosomen zwischen Eu- und Heterochromatin unterschieden. Im Falle von Euchromatin ist die DNS "aktiv" und die in den Genen enthaltene Information kann transkribiert bzw. translatiert werden. Heterochromatin besteht vor allem aus "inaktiver" DNS. Konstitutives Heterochromatin wird nie "exprimiert" (z.B. Bereich des Centromers) und besteht gewöhnlich aus repetitiven (sich wiederholenden) DNS-Sequenzen; fakultatives Heterochromatin kann manchmal "exprimiert" werden.
Bei den Geschlechtschromosomen des Menschen (23. Chromosom) liegt eine Inaktivierung eines gesamten Chromosoms vor. Bei Frauen sind diese durch ein Paar X-Chromosomen festgelegt, bei Männern durch ein Paar aus einem X-Chromosom und einem Y-Chromosom (Y = Bezeichnung aufgrund der Form). In weiblichen Zellkernen liegt während der Interphase eines der beiden weiblichen X-Chromosomen im inaktivierten Zustand als randständige Chromatin-Verdichtung vor, die man als Geschlechts-Chromatin, oder als Barr-Körper (Barr body) bezeichnet.
Die RNS-Synthese wird als Transkription bezeichnet. Die Nucleotid-Folge eines Gen-Abschnittes auf der DNS wird ab- bzw. umgeschrieben. Die für diesen Vorgang notwendigen Enzyme werden RNA-Polymerasen (genauer DNS-abhängige RNS-Polymerasen) genannt. Diese Polymerasen knüpfen nach den Regeln der Basen-Paarung ein Nucleotid nach dem anderen an das Ende einer wachsenden RNS-Kette. Die RNS-Polymerase soll jedoch nicht irgendwo auf der DNS beginnen, sondern genau vor einem Gen. Es soll auch nicht irgendein Strang transkribiert werden, sondern nur der Strang, dessen Transkript die genetische Information trägt. RNS-Polymerasen binden daher bevorzugt an Stellen auf der DNS, die vor einem Gen-Anfang liegen. Eine solche Erkennungs- und Bindestelle nennt man auch Promotor. Beim Vergleich von Promotor-Sequenzen treten immer wieder Regelmäßigkeiten auf. So findet man z.B. sehr oft eine Nucleotid-Folge, die sehr große Ähnlichkeit mit der Folge 5'-TATAAT-3' besitzt und deshalb als TATA-Box bezeichnet wird. Diese Box dürfte wohl die bekannteste sein.
Die RNA-Polymerase findet den Promotor indem sie an irgendeine Stelle auf der DNS bindet. Diese Bindung ist relativ schwach. Von dort aus gleitet sie der DNS entlang, d.h. sie löst und bindet sich im Wechsel, bis sie auf eine Promotor-Sequenz trifft, an die sie bereitwillig und mit großer Stabilität haften bleibt. Das Ende eines Transkriptionsabschnittes auf der DNS wird als "Terminator" bezeichnet. Im wesentlichen wird diese Stelle durch die Sequenz der DNS bzw. der RNS bestimmt. Hier kommt die RNS-Polymerase zum Stillstand und der Komplex zwischen DNS, RNS und Polymerase löst sich. Ich hoffe, ich habe mich halbwegs verständlich ausgdrückt.
Von einander abweichende Geschehnisse am rücken- bzw. bauchseitigen Promotors des "Agouti-Gens" zeichnen z.B. für die Lohfärbung verantwortlich. Das stammt zwar aus dem Themenbereich "Maus", die Unterschiede zum Kaninchen sind jedoch nicht allzu groß.
Bis später!
NiceDay